Freitag, 28. März 2008

Der Gastkommentar

Nachdem beim Präsi die Luft ja ziemlich raus ist, wieder mal ein Gastkommentar:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Z.,

eigentlich hatten wir ja die Devise verkündet "Nachgetreten wird nicht", aber Sie halten sich nicht daran (siehe aktuelle PaWo) und nun müssen wir Ihnen ein paar offene Worte schreiben. Das wird kein "Nachtreten", aber Ihrem Versuch der Legendenbildung setzen wir das Erinnern an Ihre Taten entgegen.

So so, Sie sind also ein Opfer der Medien. Wie hätten Sie es denn gerne gehabt? Hätte die örtliche Presse ein Teil Ihres Wahlkampfkomitees sein sollen? Haben Sie ernsthaft geglaubt, die Presse bestünde aus lauter Stefan Rammers und es würde die Jubelberichte nur so hageln. Nein, ganz Passau fand die Nummer mit Willi Sch. im Klostergarten... (jetzt sehen Sie uns nach dem richtigen Wort ringen)... bizarr. Und... ? Hätte es so weitergehen sollen? Als der überstürzt anberaumte Termin für die erste Begehung des ECE Klotzes ohne öffentlichkeitswirksame Bilder von Ihnen und Ihrer 2. Bürgermeisterin durch die PNP huschte, da hätte Ihnen eigentlich klar sein sollen: "Die Zeiten, in denen eine CSU ruft und die PNP springt, sind endgültig vorbei". (Und das ist vermutlich gut so).

Wissen Sie, die zwei Seiten in der PaWo vor der Stichwahl, die haben Sie noch für unser Empfinden unter die 40% Marke gedrückt. Etwas Dümmeres hätte Ihnen wohl kaum einfallen können. Sie brauchen jetzt nicht zu antworten, aber der Event Leserbrief war ja wohl Ihre Idee und nicht der Einfall der ach so gequälten Mitarbeiter dieser GmbH? Wie sind Sie nur auf diese unseelige Idee gekommen? Und nun ist die Presse schuld? Nein, das haben Sie komplett allein (bzw. zusammen mit Ihren Beratern) vor die Wand gefahren. Nach unserer ehrlichen Auffassung hätten Sie bei der Stichwahl deutlich besser abgeschnitten, wenn Sie diesen Fettnapf ausgelassen hätten. Aber egal!

Unsere persönliche und ehrliche Einschätzung des Wahlausgangs wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Nach unserer Meinung hat sich Ihr Politikstil, der schon immer sehr "zupackend" war, in der letzten Zeit verselbständigt. Sie haben auf nichts und niemanden mehr gehört. Und wer mit offenen Ohren durch Passau gegangen ist, für den war der Ausgang der Wahl überhaupt keine Überraschung.

Und was sollte das Bild der "Labormaus"? Wollen Sie etwa Mitleid? Das bekommen Sie aber nicht! Jedenfalls nicht von uns. Sie haben eine 6-Jahres-Chance gehabt und sie auf Ihre Art ergriffen. Bei der Frage, ob Sie eine weitere 6-Jahres-Chance bekommen, hat der Passauer Wähler anders entschieden. Wo also ist das Problem?

Kennen Sie das Spiel "Bullshit Bingo"? Nein? Dann wollen wir es Ihnen kurz erklären. Alle Mitspieler schreiben ein paar leere abgedroschene Worthülsen und Phrasen wahlweise aus dem Wirtschaftsleben oder aus dem politischen Alltag auf ein Blatt Papier. Dann sitzt man in einem Meeting und jedes Mal, wenn eine Phrase verwendet wird, darf derjenige Mitspieler, der dieses Meisterwerk auf seinem Zettel hat, den entsprechenden Eintrag streichen. Gewonnen hat der, der als Erster alle Begriffe streichen konnte. Er darf dann "Bullshit Bingo" in die Runde rufen. Wissen Sie, Ihr Ansprechpartner von der ECE, Josef Sch. wäre ein toller Redner bei einer solchen Veranstaltung gewesen. Er hat es derartig verinnerlicht in stereotypen Worthülsen zu denken, dass alles zu spät ist. Sie glauben uns nicht? Na dann schauen Sie sich mal den Beitrag vom Bayerischen Rundfunk über die Neue Mitte an. Den gibt es auf der Internetseite Ihres Lieblingsjournalisten. Warum wir diesen Beitrag erwähnen? Er repräsentiert in übersteigerter Form die geistige Haltung, die sich auch bei Ihnen festgesetzt hat. Ihr Beitrag beim politischen Aschermittwoch in der Dreiländerhalle war von vergleichbarer Brillanz (den finden Sie auf Ihrer eigenen Webseite). Wenn Sie sich einmal die Zeit nehmen und diese Filme anschauen, dann können Sie vielleicht nachher sagen „Ja, ich habe verstanden". Offensichtlich haben Sie es bis jetzt immer noch nicht.

Sie sehen, Ihr Schicksal ist nicht so einzigartig. Die Passauer wollten einfach keinen "Macher" mehr. Das ist vielleicht für Sie persönlich tragisch. In einem polit-professionellen Kontext ist es wohl eher Alltagsgeschehen.

Nix für ungut...

cassiel

3 Kommentare:

Weltstadt mit Hirn hat gesagt…

Lieber Cassiel,

soll mal keiner sagen, der Weihnachtsmann hätt’ Euch nicht genau davor gewarnt – siehe unsere Kommentare vom 15.03.

Ich frag mich nur: Wenn meint er denn mit den Medien? unseradio und TRP? Versendet sich ja grundsätzlich ganz schnell. PaWo? War bis zur aktuellen Ausgabe doch überwiegend willfährig. Die Monopolzeitung? Die hat doch bis zum finalen Interview-Leserbrief-Desaster eben lieber mal nicht berichtet als tatsächlich negativ (und das lag wahrscheinlich auch nur am reduzierten Redaktionsstamm). Bleibt also nur der Lieblingsjournalist (der zugegebenermaßen und erfreulicherweise keine Gelegenheit ausgelassen hat…) – aber dass der das Mäuschen AZ im Alleingang zur Strecke gebracht hat, ist bei allem Respekt doch etwas zu viel der Ehre. Und dass die Bildzeitung laufend über katastrophale Zustände in Passau berichtet oder die Süddeutsche Zeitung in ihrem Bayernteil regelmäßig den OB demontiert hat, das wär’ mir auch neu.

Erstaunlich ist dabei eigentlich nur, dass von der CSU selber noch niemand das schöne Wort von der „Kampagne“ benutzt hat – das wird doch sonst gerne genommen.

Und noch eines am Rande: Die Abwahl als OB soll für unser Mausi „persönlich tragisch“ sein? Also bitte - jeder Politiker hat ein Amt auf Zeit, und jede Amtszeit geht irgendwann mal vorbei. Das wissen die Damen und Herren, die sich zur Wahl stellen, vorher (auch wenn Sie es eben im entscheidenden Moment nicht mehr so recht wahr haben wollen) – komisch ist das, rasend komisch, wie ein Politiker sich da selbst zur Opfermaus stilisiert (aber da unterscheidet sich der Provinzler nicht vom Kanzler)

Ha, ha, ha!

Fabrizius hat gesagt…

Ja Cassiel,
genau so sehe ich das auch.
A.Z. hat sich selbst die grössten Knüppel in den Weg gelegt.
Er erkennt es nur noch nicht. Es gibt Menschen, die eigene Fehler hartnäckig ignorieren und sie bei anderen suchen. Sie schlüpfen gerne in die Opferrolle. Sie scheuen eine klare Analyse. genau das macht A.Z.

cassiel hat gesagt…

Oh Weihnachtsmann,

Asche über mein Haupt! Sie haben ja so recht gehabt.
OK! Wir haben zwar nicht gewettet, aber was wollen Sie? Eine schicke Topfblume (Knöterich oder so), eine one-way Busfahrt nach Hauzenberg oder vielleicht einen Wackelpudding in der Uni-Mensa? Suchen Sie sich etwas aus.