Donnerstag, 2. Juli 2020

Aktuelle Kolumne aus dem Bürgerblick Juli/August

Aufgehetzt und angelogen                     

Lieber Tölpel!

„In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht.“ (Kurt Tucholsky) „Ich lasse mir doch meine schöne Hetzschrift nicht von der Wahrheit kaputt machen.“ (Journalist, der anonym bleiben möchte) Des Öfteren habe ich mich schon gefragt, ob man einer „Zeitung“, der schon die Totenglocken läuten, weil jetzt bald die letzten Anzeigenkunden merken werden, dass kaum jemand Lust hat, das Ding aus Plastiktüten zu fischen, überhaupt noch viel Aufmerksamkeit widmen muss. Online lesen sie ja auch nur die, die drinstehen oder einen kennen, der drinsteht.

Man könnte jetzt den billigen Witz machen und fragen, wie viele Weinflaschen es wohl gekostet hat, einen solchen von Komplexen, Hass und Aggression triefenden Artikel zu bezahlen, der überdies noch eine einzige gewollte Falschdarstellung ist. Allerdings weiß ja ohnehin jeder interessierte und informierte Passauer, dass – wenn auf der einen Seite der Weinlieferant Freund Bürgermeister und auf der anderen Seite der leibhaftige Teufel steht – der „Journalist“ solcherlei freiwillig und aus eigenem Antrieb liefert. Man muss ihn nur mit Infos füttern und schon schäumt er.

Das einzig Lustige an dem „Artikel“ ist übrigens, dass derjenige, der mit Steuergeldern bezahlte Weingeschenke an Journalisten verteilt hat, zum Opfer stilisiert wird und diejenigen, die jetzt darauf hinweisen, dass diese Vorgehensweise vielleicht nicht ganz korrekt war, die Bösen sind. Dafür gibt’s viele schöne Begriffe: Nebenkriegsschauplatz, Whataboutism und was weiß ich noch. Nebenbei erwähnt: Hätte nicht irgendein Journalisten-Freund die interne Stellungnahme des Strafrechtlers an den Journalisten gegeben, hätte auch niemand erfahren, dass der Kreisvorsitzende dem Bürgermeister angeblich in den Rücken fällt. Also wer will hier wen demontieren?

Deine Kathi


Liebe Kathi!

So genau lesen das die Leute aber nicht – leider. Wie vielen Lesern ist wohl aufgefallen, dass im Artikel steht, es handle sich bei den von Dickl verteilten Wohltaten um „Weinflaschen im unteren Preissegment (ab 7,40 Euro)“? Hä? Was? Wie bitte? Was soll uns das sagen? „AB 7,40 Euro“? „BIS wie viel Euro“ wäre interessant. Ist das ein Versehen oder verarscht der seine Leser? Dann behauptet der Verfasser des Artikels noch frech, dass sich die halbe Stadt über die Angelegenheit kaputtlacht und insinuiert damit, dass es doch zum Lachen ist, wenn sich jemand darüber aufregt, dass ein Politiker nach Gutdünken Steuergelder verschenkt. Ein solches Verhalten sei nämlich bayerische „Leben-und-leben-lassen-Kultur“. Das hat Strauß auch so gesehen – ist aber schon ein paar Jahre her.

Aber jetzt mal zum Wesentlichen: Der Kreisvorsitzende hat seine Stellungnahme erst abgegeben, nachdem er von den Freunden explizit dazu aufgefordert wurde. Diese entscheidende Information verschweigt der Journalist aber tunlichst, weil das würde ja seinen schönen Hinrichtungskommentar konterkarieren. Noch ein Gedanke (aber nur für die, die bis drei zählen können): Was soll denn ein um eine Stellungnahme gebetener Strafrechtler antworten? Dass das alles in bester Ordnung war, weil man das bei der CSU immer schon so gemacht hat? Dass man einen Bürgermeister nicht anonym anzeigt und wenn wir die Sau finden, dann schlachten wir sie? So was in der Art?

Man kann dem sonntäglichen Kommentarschreiber, der sich so sicher fühlt, dass er zum wiederholten Male nicht vor Desinformation und Regionalrassismus zurückschreckt, nur sein eigenes Zitat zurufen: „Andere hätten wohl klammheimlich mit Schamesröte im Gesicht die Stadt verlassen.“ Bloß hat er es in einer anderen Stadt ja schon einmal versucht – da haben sie ihn aber leider nicht gebraucht.

Dein Tölpel


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Der Verfasser ist Betreiber des Internet-Blogs Wahlinfo-Passau.
www.wahlinfo-passau.de








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