Montag, 29. März 2010

Statt Tölpeleien: Es spricht (schreibt) der Präsident

Popule!

Jeden Tag das Gleiche. Wir schlagen die Zeitung auf und wundern uns. Heute dürfen wir einem Artikel der PNP entnehmen, dass alle Passauer Feuerwehrler auf Kosten der Stadt gegen Hepatitis A und B geimpft wurden. Wir dachten immer, deren bevorzugtes Freizeitvergnügen wäre übermäßiger Biermissbrauch. Aber sie scheinen wohl eher zu promisk-riskantem Sexualverhalten zu neigen und gerne ihr Spritzbesteck zu tauschen. Dabei sehen sie doch so brav aus auf dem Foto, welches im übrigen untertitelt ist mit "Alle Beförderten mit ... OB Dupper und Stadträten." Auf dem Foto sieht man u.a. einen Mann in Billig-Jeans und Laufschuhen. Ist das auch ein Stadtrat? Kann uns da bitte jemand aufklären?

Was wir erst kürzlich im Hinblick auf die Lobhudeleien der Heimatzeitung zur Passauer Justiz bemängelt haben, trifft aber auch auf andere Institutionen zu. So muss man sich heute eine halbe Seite lang einen Bericht über zwei Vorstände der Kunstdünger-Bank gefallen lassen. Interessiert wirklich irgendwen die Vita eines überbezahlten Bauern-Bankers? Aber es ist natürlich auch nicht leicht für die Redakteure. In einer Kleinstadt, in der es an echtem Jet Set ziemlich mangelt, muss man sich halt seine Promis selbst erfinden. Unsäglich provinziell ist übrigens die PNP-Serie "Frauengestalten", die ja letztendlich doch nur den Tenor hat, dass Frauen schon auch was können und zwar besonders gut tanzen, singen oder so ein bisschen auf sozial machen. Aber ganz bestimmt dürfen wir an einem der nächsten Samstage noch etwas über eine echte Chef-Bankerin dahier erfahren, die ja bei dem Thema wieder mal unvermeidbar ist. Wetten dass...

Es gibt aber auch PNP-Artikel (und seien es nur ganz kurze), die das Herz erfreuen. Durften wir nicht samstags lesen, dass einer Passauerin (41) aus ihrem unverschlossenen weißen Porsche Cayenne die Chanel-Tasche (4000 Euro!), die Louis-Vuitton-Geldbörse und ihr Gucci-Timer gestohlen wurde. Solch schöne Geschichten schreibt nur das Leben. Aber auch hier erkennen wir primär wieder eines - tiefe Provinz! Wer kombiniert denn bitteschön eine Chanel-Tasche mit einer hässlichen Louis-Vuitton-Geldbörse? Dégoûtant! Wahrscheinlich waren überdies in der Tasche noch ein Self-Tanning-Spray, ein Bienenkorb-Getränkegutschein, Abführpillen, eine Schachtel Thomapyrin, ein Nasenspray, die neue Cosmopolitan (04/10: So geht Ihnen der Richtige ins Netz), eine halbe Schachtel Lord Ultra und ein Personalausweis mit gefälschtem Geburtsdatum. Die Dame hat übrigens eine hohe Belohnung ausgesetzt. Es fehlt ihr nämlich auch der Zettel mit einer wahnsinnig wichtigen Telefonnummer, auf dem steht: "Dringend Elke Zanner zum Essen einladen wegen Serie Frauengestalten."


Bleiben wir bei der Sozialpsychologie. Ebenfalls ein Quell der Freude sind ja jeden Samstag die Nachrichten aus dem Standesamt, wo man mit offenem Mund die Kreativität von Neu-Eltern bei der Namensgebung bewundern darf. Der erste Preis geht diesmal nach Windorf, einem Kaff im Nirgendwo, in dem der vom Unterschichtenfernsehen verursachte Verdummungseffekt bereits voll zugeschlagen hat und das in einer Woche gleich zweimal. So ist nämlich Windorf um zwei männliche Bewohner reicher geworden. Es handelt sich um den kleinen Mauricio Gabriel und um einen Marlon Nic, beide übrigens mit urdeutschen Familiennamen. Bleiben zwei hochproblematische Fragen. Wo sollen die beiden mal in die Schule gehen, wenn jetzt dann die Hauptschulen abgeschafft werden und gibt es in Windorf - für den Fall einer angestrebten selbständigen Berufsausübung - wirklich einen Markt für zwei Sonnenstudios?

Der Passauer Bischof (102), den ja außer dem Papst irgendwie keiner leiden kann, hat jetzt kürzlich für die Missbrauchsopfer gebetet. Die Evangelen, die jetzt auch ihre einschlägigen Fälle haben, beten bestimmt auch ganz viel und sind auch sicherlich total betroffen. In der FAS konnte man gestern von Vorgängen in Erziehungsheimen der DDR lesen, die derartig schrecklich waren, dass es einem beim Lesen des Artikels schlecht wurde. Wenn dieser ganze unglaubliche Wahnsinn, von dem - und wir bleiben bei dieser Aussage - viele wussten und fast alle was geahnt haben, zumindest ein Gutes haben kann, dann das: Immer wenn ein Vertreter der U-100-Generation wieder mal erzählt, dass früher alles besser war, dann gibt es jetzt hoffentlich ganz viele junge Leute, die ihm sagen, er solle doch bitte ganz schnell die Klappe halten.

Noch was zu den Ex-Geschäftsführern und der Berichterstattung. Schon vor einer guten Woche hat der PNP-Tölpel gezetert, Gevatter und Wendl müssten jetzt für jede Sünde herhalten und früher waren sie doch Superstars und überhaupt würde man das jetzt alles vergessen. Wir hier - bekannt für Dialektik und differenzierte Sichtweisen- müssen dazu natürlich schon noch kurz etwas klarstellen. Wie die Medien Menschen zerstören können, sieht man gerade eindrucksvoll am Beispiel Jörg Kachelmann. Noch bevor es zu einer Anklage kommt, ist der Mann gesellschaftlich gestorben. Der Unterschied ist der: Bei Kachelmann weiß man im Moment noch nicht einmal, ob an den Vorwürfen überhaupt irgendetwas dran ist. Bei den o.g. Herren weiß man so einiges, was man auch bereits der Presse entnehmen durfte. Außerdem gibt es da noch einen Ex-Geschäftsführer, nämlich den von der VHS, der hat soviel Mist gebaut, dass es eine wahre Freude ist und davon hat man in unserer wunderbaren Heimatzeitung komischerweise jahrelang fast gar nichts gelesen. Da soll der Pell nur weiter ein bisschen nachhaken. Sonst heilt die Zeit dann wieder alle Wunden.

Ansonsten ist es eigentlich ziemlich ruhig in der Stadt. Die Rasenmähermesse ist vorbei, für Passau soll lobenswerterweise ein ganzheitliches Lichtkonzept entwickelt werden und man plant mal wieder eine Seilbahn zum Oberhaus. Das ist, wie auch die gesamte Belebung der Burg, eine durchaus interessante Idee. Wir wollen ja schließlich auch nicht immer an allem herumnörgeln. Apropos nörgeln - Kathi und Tölpel lassen sich entschuldigen. Sie haben bereits ihren österlichen Bildungsurlaub angetreten und der Präsident wird ihnen in Bälde nachfolgen. Wir werden natürlich versuchen, auch aus der Ferne Kommentierwürdiges zu besprechen und wünschen unseren Millionen Stammlesern schöne und entspannte Osterfeiertage.

Urbi et orbi

Der Präsident

Samstag, 20. März 2010

Kreatives Schreiben II

Sehr geehrte Frau Pierach,

jetzt reichts uns langsam. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass wir nicht seit Jahren aufmerksam beobachten, wie Sie der Passauer Justiz hintun, dass es ein Graus ist. Spitzenjuristen hier, erfahrene Praktiker da - man könnte meinen, wir sind in Karlsruhe.

Was Sie aber heute gebracht haben, gehört eher wieder zur Kategorie kreatives oder besser psychedelisches Schreiben. Oder können Sie uns bitte mal erklären, was folgende abwegige Lobhudelei über Ex-Staatsanwalt Neuefeind, der jetzt das Bistum in Missbrauchsfällen berät, mit dem eigentlichen Thema zu tun hat:

"Der gebürtige Passauer könnte sich in vielerlei Hinsicht rasch als Idealbesetzung erweisen: Denn Neuefeinds Interesse und Kenntnisse auch in Medizin sind sprichwörtlich. Nicht zufällig ist er Autor eines Fachbuchs über Arzthaftungsrecht."


Können Sie nicht? Einfach nur themaverfehlendes Dahingeschleime, was bei Ihnen ja sprichwörtlich ist? Wir habens befürchtet.

Aufgepasst! Wir bleiben dran...
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Liebe Leser! Zum Thema "Kreatives Schreiben" lesen Sie bitte auch den Beitrag darunter.

Freitag, 19. März 2010

Lang ersehnt und auferstanden

Lieber Tölpel!

Jetzt weiß ich endlich, wer bei der PNP so viel Geld kostet, das man jetzt dann demnächst an anderer Stelle wieder reinholen will - der Danninger! Dem hat Frau TD offensichtlich einen VHS-Kurs "Kreatives Schreiben" spendiert, weil wie sonst kämen da heute Sätze zustande wie: "Braun gestrichene Betonwände mit Mansardencharakter, nackt und existenziell wie eine Skulptur von Rudolf Wachter. Tageslicht dringt nur durch einen Schacht über dem Treppenauge und hinter einer Stellwand gibt ein schmales Fenster den Blick frei auf die Altstadt. Sonst nichts. Nada." Leck mich am Arsch! Der Danninger! Am Ende habe ich den immer unterschätzt. Ganz kurze Sätze. Spiegelesk geradezu. Der ist ja ein waschechter Journalist. Sonst nichts. Nada.


Da gibts aber noch ein paar, die man mal ein bisschen fördern müsste in der Lokalredaktion. Nicht dass da nicht alle Superspitzen-Journalisten wären. Das steht ja außer Frage. Das Einzige, womit ich mich einfach nicht anfreunden kann, sind diese Zonen-Idiome, die vor 1990 bei uns kein Mensch gekannt und benutzt hat. "Etwas andenken" - puhhh, da schüttelts mich immer noch. Auch: "Fakt ist" - daran gewöhne ich mich in hundert Jahren nicht. Oder "Kulturschaffender" - dafür gibts auch BRD (auch ein Zonen-Wort)-Worte. Aufgemerkt und aufgepasst: Es gibt einzig und allein eine postive Sache, die wir aus der DDR übernommen haben - das ist der Grünpfeil. Sonst nichts. Nada.

Der Synek will den Franz-Josef-Strauß-Flughafen und die Franz-Josef-Strauß-Brücke umbenennen. Da war nämlich ein Mann namens Wilhelm Schlötterer bei den Grünen und hat denen aus eigener Höherer-Beamten-Erfahrung erzählt, was FJS für ein Halunke war. Unglaublich! Das ist ja ganz was Neues. Ich dachte immer, der Strauß war ein Heiliger. Fast wie ein Priester oder ein Internatspräfekt oder Ähnliches. Dabei hat der ganz krumme Geschäfte gemacht, sagt der Schlötterer. Spaß beiseite. Abgesehen davon, dass der Strauß schon einer der allergrößten Mafiosi war, haben doch die meisten Politiker damals noch viel mehr Dreck am Stecken gehabt als heute z.B. der Huber oder der Guttenberg. Nur damals war halt die Presse personell-investigativ noch nicht ganz so gut aufgestellt oder sie wurde einfach kaltgestellt und außerdem war der akzeptierte politische Verhaltenskodex ein anderer. Keine Sau hätte jemals danach gefragt, wen welcher Politiker auf seine politischen Reisen mitgenommen hat. Viele der in der Retrospektive so hochgelobten und verehrten Nachkriegspolitiker, nach denen heute Straßen, Flughäfen und was weiß ich benannt sind, wären heute schon dreimal zurückgetreten oder säßen im Gefängnis. Sonst nichts. Nada.

Der Kuhls hat es jetzt den Stadträten und uns allen nochmals ganz genau erklärt, dass der Kauf der "sauren Wiese" (Oberjürgen) in Schalding und auch der Kaufpreis völlig in Ordnung waren. Auch hier bin ich wieder richtig überrascht. Hätte ich den Rathaus-Juristen Kuhls doch eher so eingeschätzt, dass er dem Zankl und der CSU den wahlkampfstrategisch nicht ganz schädlichen Kauf volle Pulle um die Ohren haut. Das wäre doch eigentlich eher seine Art - Dr. Rambo Schlötterer-Kuhls, der gnadenlose Schrecken der Stadtverwaltung. Tja, so kann man sich in einem Menschen täuschen. Dass ein Preis für Fast-schon-Bauerwartungsland gezahlt wurde, dass kein Rücktrittsrecht vereinbart wurde - alles scheißegal. Dass allerdings der Dickl von der CSU jetzt schon wieder einen auf dicke Hose macht und den OB "rüffelt", weil er keinen Investor herbeizaubert, ist schon ziemlich dreist. Die sollen doch lieber froh sein, dass sie schon wieder mal mit einem blauen Auge davon gekommen sind, statt frech herumzudickeln. Ich schätze mal ganz schwer, die Wiese bleibt Wiese bleibt Wiese. Sonst nichts. Nada.

Hast Du eigentlich auch solche Frühlingsgefühle, mein Tölpelchen, fragt sich kribbelig

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Ich habe natürlich Frühlingsgefühle, allerdings muss ich auch sagen, dass das plump-dreiste Auftreten einiger Politikschaffenden (Auch ein schönes Wort, gell? Hab ich das erfunden oder gibts das schon?) mir fast ein bisschen die Laune vermiest. Herumgedickel - mei, irgendwie muss er ja auch zeigen, dass es ihn gibt; aber was der makelnde und mäkelnde Geschäftsführer im Zwischenkrankenstand so aufführt, ist wirklich nicht schlecht. Er fühle sich gemobbt, hat er beim Interview gleich zwei PNP-Redakteuren anvertraut. Dazu nur noch ganz kurz mein Statement, weil mich das Thema wirklich aufregt: Dass Joseph Gevatter nichts dafür kann, dass die GGP und die Event zum Schuldenmachen geschaffen wurden, gibt ja auch jeder zu, der sich mit der Materie ein bisschen beschäftigt. Dass er aber jetzt beleidigt ist und lapidar sagt "Wer macht in 30 Berufsjahren keine Fehler?", zeugt von gestörter Selbstwahrnehmung und/oder zynischer Überheblichkeit. Taschenspieler-Bilanzierungstricks als finanziellen Vorteil zu verkaufen oder die Causa "Saure Wiese" als "extrem günstigen Kauf" zu bezeichnen, zeigt ganz deutlich, dass Herr Gevatter entweder alle anderen für blöd hält oder sich das alles wirklich selbst eingeredet hat. Was die Event sonst noch alles verbockt hat (einfach mal im Archiv nachschauen, wenn die Erinnerung schwindet), muss ich hier nicht aufzählen. Und von den lustigen Geschäftsessen zu Wendl-Zeiten wird auch viel kolportiert. Aber lassen wir das und freuen uns auf den Frühling.

Was mich auch freut, ist, dass den Nordtangenten-Betonköpfen aber wirklich jeder klarmacht, dass es für ihre Nord- und Süd- und sonstigen Umfahrungen überhaupt keinen Bedarf gibt. Jetzt haben die Österreicher mitgeteilt, dass man für 7 Thyrnauer und 8 Hauzenberger keine Donaubrücke und keine neue Straße braucht. Tja, und eine Nordumfahrung gibts ja schon, wie wir alle wissen. Führt bis Aicha und dort gibts dann eine Autobahn. Die Wahrheit tut oft weh.

Ganz zum Abschluss muss ich noch ausnahmsweise die CSU loben. Und sogar die Freien Wähler. Selbstverständlich muss die Passauer Altstadt oder zumindest Teile davon Weltkulturerbe werden! Wenn ich mir anschaue, wo sonst überall auf der Welt dieses Taferl hängt und wenn sogar dieses düster-gotische Regensburg mit dabei ist, hat es Passau schon lange verdient, dazu zu gehören.

In diesem Sinne und um mit Deinem Einstiegsthema zu schließen: Vorwärts immer, rückwärts nimmer!

Dein Tölpel

Mittwoch, 17. März 2010

Noch ein bisschen Geduld

Liebe Leser,

wir wissen, dass langsam die Kolumne wieder fällig wäre. Allerdings muss der Präsident ganz gelegentlich mal trivialem Broterwerb nachgehen.

Wir bitten hierfür um Verständnis. Bis zum Freitag bestimmt.

Freitag, 12. März 2010

Jetzt mal was ganz was Anderes...

Zum gefühlt tausendsten Mal lesen wir heute in der PNP von der Parkplatzmisere der Berufsschüler.

Die Berufsschüler sind doch gleichzeitig auch Lehrlinge und verdienen ein paar hundert Euro im Monat. Warum kommen die eigentlich alle mit dem eigenen Auto? Können die nicht mit dem Bus fahren?

Nur mal so gefragt, weil es sonst keiner tut.

Freitag, 5. März 2010

Eingesperrt und durchgeprügelt

Lieber Tölpel!

Ja ja, es ist schon sonderbar. Jetzt auf einmal und innerhalb kürzester Zeit realisiert das Land, dass es in katholischen Internaten und Klosterschulen sexuellen Missbrauch und brutalste, sadistische Gewalt gab. Und zwar in ganz schön vielen, wenn nicht gar in einem Großteil dieser Einrichtungen. Und jahrzehntelang hat wieder mal kein Mensch was gewusst. Und genau das ist natürlich eine Lüge. Jeder hats gewusst, jeder hat irgendwen gekannt, der von prügelnden Klosterschwestern, Mönchen und Pfarrern berichtet hat. Jeder Politiker hat es gewusst, jeder Journalist hat es gewusst und jeder Staatsanwalt hat es gewusst. Aber man hat halt nicht darüber geredet. Entweder weil man das nicht tut - weil sich nämlich die lieben Schwestern so aufopfernd und selbstlos um die Buben kümmern und wer etwas anderes behauptet ist ein Nestbeschmutzer und ein gottloser Lügner und ein Unruhestifter. Oder weil man selbst ein Opfer war. Sicherlich sind viele geprügelte Buben Staatsanwalt oder Journalist geworden. Aber die Folteropfer haben halt meistens nicht die Kraft gegen ihre eigenen Folterer vorzugehen und wollen lieber vergessen. Oder - und das ist natürlich noch häufiger und hält das Foltersystem der perversen Sadisten über Generationen am Laufen - man hält (siehe: Stockholm Syndrom) die Prügel, die Erniedrigungen und Demütigungen irgendwann für normal und verteidigt die Täter auch noch. So funktionierts. Immer wieder und überall. Mir haben sie in der Schule, als ich noch im Religionsunterricht war, immer erzählt, wer keine Religion hat, hat keine Werte und wer keine Werte hat, weiß nicht, was gut und böse ist. Wahrscheinlich sind die Mitbürger, die sich über Leute aufregen, die am Aschermittwoch Weißwürste essen, aber gleichzeitig nicht so schlimm finden, dass man 12jährige halb tot prügelt, weil sie bestimmt was angestellt haben, allesamt Atheisten. Bestimmt sogar.

Zum Thema "Keiner hat was gewusst" passt übrigens sehr gut die Immobilienmakler-Gevatter-Geschichte. Ich muss noch einmal betonen, dass der Präsident in seinem Beitrag vom 24. Februar (siehe unten) zu Recht festgestellt hat, dass Gevatters Nebenverdienst schon lange bekannt und auch hier publiziert war. Ich wage folgende Prognose: Wenn irgendwann in naher Zukunft von keinem mehr bestritten wird, dass man in der Causa Gevatter anders hätte verfahren müssen, dann wird sicher wieder herumgejammert, dass man doch nichts gewusst habe und dass einem ja die Hände gebunden waren. Wetten?

Wetten könnten wir auch, was bei den Strafanzeigen gegen die zwei CSU-Politiker herauskommen wird. Irgendwie nervös sind sie ja schon bei der CSU. Abgesehen von einer einzigen vernünftigen Idee, die Landesgartenschau nach Passau holen zu wollen, nimmt man nur verbissenen Aktionismus wahr. Fangen die schon wieder mit dem Wahlkampf an oder ist das überambitionierte Engagement für den Nahversorger in Schalding doch eher ein Zeichen schlechten Gewissens und gespannter Nerven? Ob Geschäftsführerverträge, Hallenverkäufe oder Grundstückskäufe. Ganz schön viele Leichen im Keller.

Und Du, Tölpelchen, hast Du auch eine Meinung zu den verschiedensten Leichen in den verschiedensten Kellern?

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Timeo Danaos et dona ferentes. Ich habe seit meiner Grundschulzeit ein starkes Misstrauen gegen Pfarrer und Diakone oder wie das heißt. Erstens hat es mich damals schon zutiefst beunruhigt, dass das Leben glücklich und erfüllt werden soll, wenn man nur ganz viele Rosenkränze betet und man gleichzeitig aber regelmäßig seine unkeuschen Gedanken beichten muss, weil man sonst in die Hölle kommt. (Kein Witz! Das war meine Vorbereitung auf die Erstkommunion.) Zweitens waren die zwei größten Sadisten in meiner gesamten Schulzeit zwei katholische Kirchenmänner. Und drittens haben mir meine Seminaristen-Mitschüler zwar nicht von Gewaltexzessen, aber immerhin von vereinzelten Schlägen und Psychoterror durch ihre Präfekten berichtet. Tja und dann gibts ja noch die Geschichte mit dem Hundemaulkorb für Kindergartenkinder und das war übrigens nicht in den Sechzigern, sondern in den Mitte-90er-Jahren. Dass die Geprügelten und Gedemütigten im Nachhinein den ganzen Wahnsinn und ihre Peiniger für ganz normal halten - damit hast Du übrigens ganz recht. Aktuelles Beispiel aus der PNP vom Dienstag: Da darf ein Dr. Harro Raster bei einer Lesung schwadronieren, dass er seinem Lateinlehrer "trotz blauer Flecken Dankbarkeit zolle" und wird für diesen Quatsch von der Redakteurin noch mit dem Prädikat "kurzweilige, humorvolle und amüsante Episoden" belohnt. Aber wenigstens sieht man daran, dass es Sadisten auch außerhalb des Klerus gibt. Beruhigt uns das?

Sonst gibt es ja derzeit keine großen Themen und die, die es gibt, hast Du schon angesprochen. Mir fällt vielleicht noch ein, dass der Online-Auftritt von pnp.de mit dem neuen Chef nicht unbedingt besser geworden ist. Und zwar technisch nicht besser, optisch nicht schöner und kaum aktueller. Mal abwarten, ob das bald wieder personelle Konsequenzen hat. Eine wirkliche Sauerei ist aber die extrem störende Werbung, die sich wie aus dem Nichts über die Artikel legt. Das könnt Ihr meinetwegen bei Euren kostenlosen Inhalten machen. Aber wenn ich als Abonnent für Euer Blatt und Euren Online-Lokalteil schon bezahle, dann will ich da keine Werbung haben. Das müsste sich doch technisch lösen lassen. Schließlich habt Ihr es ja auch geschafft, dass nicht mehr jeder mit der Eingabe von ein paar Buchstaben Eure Bezahlinhalte lesen kann.

Ich sehe gerade, dass es tatsächlich in diesem Moment einen hochaktuellen Beitrag auf pnp.de gibt und zwar die Stellungnahme des Generalvikars Dr. Klaus Metzl zu den Prügelorgien in Kinderheimen der Diözese Passau. Der Generalvikar schreibt: "Solche Handlungen schaden der Entwicklung von jungen Menschen sehr." Schonungsloser, härter und selbstkritischer hätte man es nicht formulieren können. Vielleicht noch: Solche Handlungen zerstören die Psyche vieler Menschen bis an ihr Lebensende irreversibel. Aber so hat er es wohl gemeint.

Mahlzeit

Dein Tölpel

Dienstag, 2. März 2010

Die Kolumne erscheint später...

Geneigte Leserschaft,

der Präsident der politischen Akademie Wahlinfo-Passau lässt Ihnen ausrichten, dass er erst in den nächsten Tagen seine oft kopierte (aber nie erreichte) Kolumne verfassen wird. Er ist gerade zu beschäftigt.

Gestern abend traf ich ihn verzweifelt vor seinem PC; die Startseite von pnp.de wurde immer wieder auf die karge /mobile Seite weitergleitet. Ein paar moderne Psychopharmaka wirkten schnell und es gelang den Mitarbeitern der Akademie, den Präsidenten zu beruhigen.

Heute vormittag ist er dem populistischen Aufruf von Jörg K. gefolgt und stellt rüpelhafte Hundehalter in der Innenstadt. Und weil das vermutlich nicht ausreicht, hat er noch ein Wirkungsfeld augedehnt und führt Raucher, die achtlos ihre Kippe wegwerfen und jugendliche Randalierer, die ihre Scherben in der Stadt verstreuen endlich der angemessen Bestrafung zu.

Sie sehen, es ist leider keine Zeit für die Kolumne gewesen. In den nächsten Tagen wird er es nachholen.

Im Namen der Akademie Hausmeister

cassiel

;-)