Mittwoch, 30. Mai 2012

Aufgebohrt und aufgeschoben

Lieber Tölpel!

Das glaubst Du nicht, was mir wieder alles für Geschichten erzählt worden sind. Ich glaube sie ja selber nicht. Insofern sei mir ausnahmsweise der Hinweis zu Beginn unseres Briefwechsels erlaubt, dass es sich bei den folgenden Zeilen fast ausnahmslos um Gerüchte handelt, die eigentlich gar nicht wahr sein können. Aber trotzdem so interessant, dass ich sie Dir nicht vorenthalten kann. High-end fiction quasi.

Ein jeder meint ja, der schöne Armin dickelt sich jetzt vom JU-Lausbuben über den Fraktionsvorsitz zum OB-Kandidaten. Weit gefehlt. Wenn man informierten Kreisen Glauben schenkt, wird der nächste Oberjürgen-Herausforderer von der CSU erstens eine Frau und zweitens ein "Knaller". Tja, gut, Knaller haben sie ja genug, aber Frauen? Haben die überhaupt Frauen dabei, die noch im bewährfähigen Alter sind? Doch, stimmt! Die eine, die immer so lieb lächelt. Aber die kann es ja wohl nicht sein. Nein, nein, sagen da die Informanten - keine aus dem Stadtrat, eine Quereinsteigerin. Ich kann hierzu mein Brainstorming aber gar nicht richtig beginnen, weil immer, wenn mir wieder eine einfällt, die vielleicht in Frage käme, muss ich so lachen, dass ich nicht mehr denken kann.

Weniger aussichtslos, was das Abstauben politischer Ämter betrifft, steht derzeit diese neue "Partei" da, die meine ohnehin schon massive Orange-Allergie noch ins Unermessliche steigert. Deren exponierte Köpfe denken nun wohl auch in Passau schon laut darüber nach, ob sie lieber in den Landtag oder in den Bundestag gehen. Schließlich könne man es sich ja aussuchen. Und weißt Du, was das Schlimmste ist? Wahrscheinlich stimmt das auch noch. Freibier et circences. Wenn die, die solches fordern, tatsächlich ein bisschen an die Macht kommen, hat die Ochlokratisierung wieder einen großen Schritt gemacht. 

Zu den schönen Dingen. Servus, Gruezi und adieu, Du schöne blaue Donau, könnte es vielleicht bald heißen, wenn es stimmen würde, was man sonst noch so herumflüstert. Der Neue habe jetzt schon keine Lust mehr, heißt es. Er möchte gar hinschmeissen, sagt man. Es gelinge ihm nicht, genügend Geld einzusammeln, kolportiert man. Außerdem stelle er die Gottgleichheit der Vorgänger-Lichtgestalt in Frage, tuschelt man. Ich habe ja schon länger nicht mehr das Anagramm-Orakel befragt, aber wenn man den Vor- und Zunamen der besprochenen Person als Anagramm liest, kann man schon so eine Ahnung kriegen. ERB GRAM – PUTT! ADE!

Ich weiß nicht, wie oft ich es jetzt schon in der Heimatpresse lesen durfte, dass Nina Hagen zu Los Wochos kommt. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie schrecklich ich diese Frau finde.

Was meinst Du?

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Ich kann ja mit meinem Steinhirn das künstlerische Niveau von Los Wochos nicht einschätzen. Wenn man aber in Passau sozialisiert wurde und all das glaubt, was einem die letzten Jahrzehnte über diese Festspiele erzählt worden ist, könnte man ja durchaus vermuten, es handele sich um die größte kulturelle Errungenschaft der abendländischen Welt. Dass diese abgewrackte, unangenehm schrille, multireligiöse und von Außerirdischen entführte Irre mittlerweile Gospels singt, kann ja noch als stringente Entwicklung einer Profilneurose gesehen werden. Dass aber der mir nicht erklärbare Menschentypus des Gospelliebhabers die mir nicht erträgliche Musikrichtung "Gospel" ausgerechnet von Nina Hagen hören will, ist mir ein ähnliches Mysterium wie der Erfolg der Piratenpartei. Aber warten wir es ab. Wahrscheinlich war es dann wieder gaaanz toll. 

Passauer Ärzte, aufgemerkt! Der Bund Katholischer Ärzte, ein Verein fundamentalistischer Hardliner sucht auf seiner Homepage Passauer Mediziner zur Gründung eines regionalen Ärztekreises. Die drollige Truppe zeichnet sich durch interessante Ansichten zu Sexualität (gegen Sexualkundeunterricht, gegen jegliche Form von Verhütung), Homosexualität (ist eine heilbare Krankheit) oder zur Stellung der Frau (bleibt zuhause beim Kind, keine Kindergrippen) aus. Ich denke, in einer Stadt, in der Stadtratsausschüsse nicht mehr beschlussfähig sind, weil ein Großteil der Mitglieder am hellichten Nachmittag in die Kirche muss, kann man doch sowas locker auf die Füße stellen. 

Ein Hardliner anderer Art, nämlich ein Verkehrs-Fundi aus Thyrnau, hört nicht auf, sich lächerlich zu machen. Immer wieder schaltet er Anzeigen pro Nordtangente, die ob ihrer Rechtschreib-, Grammatik-, Formulierungs-, Inhalts- und Logikschwächen derartig armselig wirken, dass er einem in seiner Verbohrtheit fast schon wieder leid tut. Aber egal. Wir kriegen ja jetzt einen Tunnel. Und zwar von Hai- bis Auerbach. Unterm Inn durch. Eigentlich nicht schlecht. Ziemlich reizvolle Idee sogar. Meint die Bürgerinitiative. Sagt der Oberjürgen. Und freut sich wie ein Schnitzel. Warum? Die Innstadt-Wutbürger halten erstmal die Klappe, es wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und irgendwann (ich vermute schwer, nicht vor März 2014) wird das Ergebnis präsentiert, in dem es dann heißt: technisch machbar, aber leider nicht unter einer halben Milliarde Euro. Klappe zu, Affe tot, Status quo ante.

Panta rhei

Dein Tölpel


Mittwoch, 9. Mai 2012

Angezählt und abgeschrieben

Lieber Tölpel!

Quidquid agis, prudenter agas et respice finem. Nach diesem Motto habe ich jetzt wieder mal viel nachgedacht und das Nachgedachte aber erstmal nicht publiziert. Ich glaube nämlich, ich werde langsam alt und entwickle mich zu einer Hysterikerin mit intermittierend auftretenden Misanthropie- und Zukunftsangstattacken. Und in einem solchem Stadium sollte man besser nicht schreiben, sonst macht man sich gemein mit diesen Berufsnörglern und Besserwissern. Nachdem ich aber kürzlich von einem Stammleser gefragt wurde, ob Wahlinfo-Passau jetzt stirbt, habe ich meinen Horror vacui überwunden und werde nun seit langem wieder einmal versuchen, Dir und unseren treuen Lesern die Welt zu erklären.

Wenn es einer schafft, mich gelegentlich aus meiner Lethargie und meiner Schreibblockade heraus zu reißen, ist es unser alter Freund Jörgi "Dirty Talk" Klotzek. Ebendieser hat in einem seiner wunderbaren Artikel letzte Woche folgendes kundgetan: "Doch die Zuhälter und Nutten sind hartnäckig." Nutten! Jörgi hat wirklich "Nutten" geschrieben. Fuck ey - eine geile Sau, der Typ! Aber Jörgi, scheiße Mann, wenn - dann konsequent! Nicht nur die beleidigen, die sich wahrscheinlich eh nicht beim Lampeldingsbums oder bei Simone beschweren - sondern schon auch die anderen Wixer. "Bauernfünfer aus dem Landkreis greift Bullenschweine an" oder "Katholische Schweinepriester entfernen Kunstinstallation" oder vielleicht "Geiler Bock von Kuttenbrunzer-Schule hat Cyber-Sex mit naturgeilen Teenie-Schlampen". Sowas wollen die Leser, diese Pisser. 

Bleiben wir bei Tourette. Dass ich die schwere Befürchtung habe, dass es sich bei den Piraten auch (man beachte dieses "auch") um ein Sammelbecken für Gescheiterte, Soziopathen und Extremisten handelt, habe ich ja schon mehrfach so angedeutet. Ein Prototyp, der diese Befürchtung weiter nährt, ist ein gewisser Mario C. Sachs aus Dachau. Dieser Mensch wurde zum ersten Mal abseits von seinen sonstigen Koprolalie-Stammtischen auffällig, als er auf einer Demo in Passau ausfällig wurde. Als unser lieber Hubsi darüber berichtet hat und auch darüber, dass der hiesige Ober-Pirat Reidel diesen Sachs lobenswerter Weise auch für nicht ganz sauber hält, hat der nicht nur beide angezeigt (Querulantenwahn - auch typisch für solche Menschen), sondern auch in nächtlichen E-Mails wiederholt den Hubsi beleidigt. Warum ich so einem überhaupt die Ehre antue, hier erwähnt zu werden? Ganz einfach. Googel ihn doch mal, lies was er so absondert - und dann hoffen wir alle gemeinsam, dass es bei den Piraten nicht noch mehr solche gibt.

Ich kann ja nicht immer alles erklären, sondern kenne mich bei manchen Themen auch nicht aus. Wie ist das jetzt eigentlich mit dem Thema Breitband-Telekom-Telepark? Wer hat da recht? Der Kastner oder die AmSonntag? Und noch was. Gibts eigentlich in Passau auch Salafisten und wenn ja, müssten die nicht auch einen Sitz im Kulturbeirat bekommen?

Ich bitte um Aufklärung.

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Das weiß ich doch nicht. Das sollen Dir unsere klugen Kommentatoren erklären. Im übrigen habe ich meine Schreibblockade noch lange nicht überwunden. Ich muss mich wirklich dazu quälen, regelmäßig die PNP zu lesen. Wenn Du mal gut 50 % kirchliche Nachrichten und 20 % Dultberichterstattung weglässt, bleibt wirklich nicht mehr viel übrig. Die PNP hat übrigens den Leserbrief eines Herrn Glotz-Faßbender abgedruckt, der sich wie der ÖDP-Fraktionskollege seiner Frau, Paul Kastner, in obig erwähnter Angelegenheit pro Telekom ausgesprochen hat. Diesen Brief bezeichnet die AmSonntag jetzt als fingierte Zuschrift und Pamphlet. Jetzt frage ich mich schon: Was ist daran fingiert, wenn ein ÖDP-Sympathisant einen Leserbrief pro ÖDP-Mann schreibt? Und ist Pamphlet nicht eher der Begriff für das, was die AmSonntag allsonntaglich so macht?

Der grandiose Gerhard Polt wird 70 Jahre alt. Wenn man sich bei uns so umschaut, möchte man aber meinen, die letzten Polt-Jahrzente sind in Passau spurlos vorbei gegangen. Da wird jeder stümpernde Bildermaler als großer Künstler besprochen, jeder Trottel, der sich auf eine der gefühlt tausend Starkbierbühnen stellt, als Komiker oder gar Kabarettist (von denen gibts in Passau mehr als Taxifahrer) gefeiert, jeder Verwaltungsbeamte als Spitzenmann gerühmt, jeder Uniprofessor als Koryphäe und jeder Kotzbrocken, den eigentlich keiner mag, der aber seit 50 Jahren irgendwo 2. Vorstand ist, weil ihn seine Frau zuhause nicht erträgt, wird zum Wohltäter der Menschheit deklariert. Sogar das singende Spanferkel kommt regelmäßig in die Zeitung. Und alle verleihen sich gegenseitig Preise und loben sich über den Schellenkini. Quid pro quo, do ut des, manus manum lavat...

Und jetzt meinen ein paar ganz Schlaue, deshalb müsse man die Piraten wählen - dann wird alles anders. Ja, ha ha, genau! Dass wir noch ein paar von denen in Parlamente und Gremien kriegen, die als erste auf den neuen Karrierezug aufgesprungen sind und am lautesten "hier" geschrien haben. Außerdem will ich niemanden in politischer Verantwortung sehen, der zu jedem "Du" sagt und Sandalen trägt.

Da lobe ich mir den Dickl. Der macht wenigstens eine schnieke Figur und ist außerdem neuer Fraktionsvorsitzender von dieser anderen Passauer Splitterpartei. Der Lampelhuber hat zu diesem Thema heute übrigens einen Kommentar geschrieben, der ausnahmsweise gar nicht so wirkt, als läge der Verfasser im Koma. Richtig Vollgas hat er gegeben. Gute-Laune-Politiker hat er den Damberger genannt, Teflon-OB den Oberjürgen. Sowas will ich öfter lesen. Wie wäre es mit Clark-Gable-Verschnitt für den Scheuer, Personal Jesus für den Mangold, Mister Stadtrat für den Dittlmann oder "Stadtrat" für den Seiler?

Zurück zum Dickl. Freundlich schreibt der Lampelmoser: "Ein Kandidat, der dem 'Teflon'-OB ans Zeug flicken könnte, ist derzeit nirgendwo in Sicht." Man könnte es auch drastischer formulieren: Eher geht ein Dickl durch ein Nadelöhr als durch die Oberbürgermeisterkette. Wer soll also den Kandidaten geben 2014? Der Dickl? Dann ist er womöglich verbrannt. Der Scheuer? Der hat besseres zu tun. Der Waschler? Ok, der war nicht gut. Dann also doch eine Kandidaten-Attrappe. Wie heißt sie noch gleich?

Wo ist Waschler? Oder auch: Quo vadis, Waschler? Donaubrücke, Landesgartenschau - sogar der Lampelmeier hat es ihm heute wieder reingewürgt, dass irgendwie nichts gelingt. Was wird, wenn der Pendler-Populist aus dem Landkreis doch noch mal antritt? Oder noch schlimmer: Wenn ein anderer den Direktkandidaten macht? Fragen über Fragen - aber ganz ehrlich: eigentlich völlig wurscht. Oder wie der Klotzek sagen würde: Leck mich!

Pro multis 

Dein Tölpel