Dienstag, 27. Oktober 2015

Mama, ich und die Welt

Journalistische Sternstunden im Lokalteil der PNP sind selten geworden. Janik ist tot, Klotzek ist weg und uns ist die Lektüre ausschließlich geschliffenster Elaborate von Pierach, Lampelhuber und Konsorten ob ihrer nicht weiter zu erörternden Raffinesse oft ganz öde.

Da haut es uns natürlich die Schusser raus, wenn sich junge, unverbrauchte Nachwuchsjournalistinnen gleich am Feuilleton versuchen und dabei so grandios reüssieren, dass die legendäre 30-Minuten-Kolumne vom Danninger dagegen fast absäuft.

Aber der Reihe nach. Was ist passiert? Besagte junge Journalistin besuchte mit ihrer Mutter (im Folgenden: Mama) einen – ja, wie nennt man so etwas heute – Comedy-Abend (???), Kabarett-Abend (???), auf jeden Fall eine Veranstaltung in der Redoute mit Sissi Perlinger. 

Selber schuld, möchte da der informierte Intellektuelle gleich einwerfen, why the fuck geht man auch zu Sissi Perlinger. Aber klar – die Eine ist ja Journalistin, quasi im Dienst, und die Andere (Mama) findet Sissi Perlinger "sehr lustig", zumindest im "Fernsehen". 

Aber wir sind schon mittendrin. Man muss das alles selbst lesen, um mitreden zu können. Hier der (aufs Wesentliche verkürzte) gestrige Artikel von Tina Sprung.

Sissi Perlinger, die Derbe 

Unter der Gürtellinie, das war die Kabarettistin am Samstag – Ein Erlebnisbericht

Tina Sprung

Meine Mama mag Sissi Perlinger. Sie kennt sie nur vom Fernsehen, aber dort sei sie sehr lustig. Am Samstag kam die Buchautorin und Kabarettistin nach Passau in die Redoute – die Gelegenheit, mit meiner Mama einen gemütlichen, schönen Theaterabend zu verbringen. Doch weit gefehlt – es war einfach peinlich. Aber von vorne.
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Es würden alle Menschen immer älter – doppelt so alt wie noch vor hunderten Jahren – trotzdem „werden die Männer nicht erwachsen“. Das ganze Publikum lacht. Auch meine Mama, ihr gefällt es, das freut mich.
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20.32 Uhr. Die erste halbe Stunde ist schnell vergangen. Perlinger sagt: „Wenn ich alt bin, dann will ich glücklich aussehen, nicht jung.“ Mama und ich klatschen anerkennend.

Kurz danach kommt der Umschwung ins Derbe, unter die Gürtellinie. „Eine reife Dame bläst auf Felge – ohne Zähne ist es safer.“ Das Publikum brüllt. „Oh, was war das denn“, denke ich mir. Ich vermeide, zu Mama zu sehen.

Perlinger setzt sich eine Brille mit einem Penis auf und spielt einen alten Mann. Viele im Publikum lachen noch, ich runzle die Stirn, wenn sie über Schönheitsoperationen an Schamlippen redet, den Zyklus einer Frau nachspielt und sich als fruchtbares Ei im kuscheligen, warmen Uterus ein Plätzchen suchen will und auf Sperma wartet.

„Wussten Sie, dass der junge Mann hier in der ersten Reihe 1500 Stück Spermien, jetzt gerade, produziert“, sagt sie und lacht. Ich verdrehe zum ersten Mal die Augen und versuche erst gar nicht zu Mama zu sehen. Perlinger beginnt, von Testosteron während der Menopause zu sprechen, von den Frauen, die davon „wieder richtig geil werden“. Selbst, wenn es nicht passt, spricht sie über Schafskondome und um Sex, über Darmspiegelungen, bei denen Brownies gereicht werden. Viele im Raum brüllen vor Lachen, aber einige streichen sich auch über die Stirn und verziehen keine Miene mehr.

Perlinger hat sich umgezogen – das macht sie in rasender Geschwindigkeit hinter einer Wand – und trägt jetzt einen rot-glänzenden, engen Ganzkörperanzug, darunter harte Nippelimitate. Ich sehe irritiert zu ihren Brüsten und werde, ähnlich wie ihr Anzug, rot. Sie singt jetzt ein Lied, holt Andreas aus dem Publikum auf die Bühne und tanzt lasziv vor ihm. Kurz danach demonstriert sie, wie sie sich ein Diaphragma einführt und dabei das Glied eines Mannes – natürlich alles pantomimisch – im Mund hat und daran lutscht.

Jetzt ist der Punkt erreicht, bei dem ich langsam hoffe, dass das Programm hinüber geht. Mama blickt nicht mehr zu mir herüber. Wir verstehen uns einfach. Trotzdem traue ich mich: „Mama, ich mag das Derbe einfach nicht. Mir ist das peinlich vor dir.“ Sie sagt enttäuscht, im Fernsehen sei Perlinger anders. Über den Inhalt haben wir den kompletten Heimweg nicht gesprochen. 

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So weit, so unbeschreiblich shocking. Ausgerechnet diese sonst so distinguierte Sissi Perlinger gibt die Dirty Old Woman, trägt Penisbrillen und schmeißt mit bösen Wörtern rum. Und das vor Mama! Abgesehen davon, dass wir an dieser Stelle Tina und Mama Sprung gute Besserung und die besten Genesungswünsche übermitteln wollen, wünschen wir uns schon sehr, dass dieser Mama-Journalismus wegen eines einzigen verstörenden Erlebnisses nicht aufgegeben wird. Da gibt es noch so viel Spielraum, so viele Möglichkeiten, so viele Genres! Deshalb im Weiteren ein paar kleine Anregungen von unserer Seite mit der Bitte um baldige Umsetzung.

In Vorfreude und dankbar

Der Präsident und seine geilen Assi-Schlampen
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Lars von Trier – was geht in solchen Hirnen vor?

Widerlich, dreckig, ekelhaft, das ist der Film Antichrist – ein Erlebnisbericht

Tina Sprung

Meine Mama geht gern ins Kino. Schon oft sind wir gemeinsam gegangen. Bambi, Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei, aber auch harte Sachen wie Mission Impossible oder Kokowääh haben wir schon gemeinsam gesehen. Jetzt hat mir Kollege Birkenseer von einem ganz spannendem Film erzählt, den ich mir unbedingt anschauen solle: Antichrist von Lars von Trier – die Gelegenheit, mit meiner Mama einen gemütlichen, schönen Kinoabend zu verbringen. Doch weit gefehlt – es war einfach furchtbar. Aber von vorne.

Ganz am Anfang schmusen diese Gainsbourg und dieser Dafoe miteinander rum. Ich finde es erst ganz schön, aber als sie sich nackig machen, mache ich die Augen zu wie zuhause, dass es Mama nicht unangenehm ist, dass ich das sehe.

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Man sieht einen Wald mit Tieren. Mama und ich mögen Tiere. Wir klatschen anerkennend.

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Dafoe liegt verletzt auf dem Rücken, während Gainsbourg sein Glied masturbiert. Kurz vorm Orgasmus zertrümmert sie mit einem Holzscheit seine Hoden und wird von blutigem Ejakulat besudelt. Mama und ich müssen uns übergeben. Fluchtartig verlassen wir das Kino. Trotzdem traue ich mich: „Mama, ich wusste nicht, dass es solche Filme gibt. Mir ist das sooo peinlich vor dir.“ Sie sagt enttäuscht, wenn sie singt, sei die Gainsbourg ganz anders. Über den Inhalt haben wir den kompletten Heimweg nicht gesprochen. 
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Saunaclub Amore – die Werbung hält nicht, was sie verspricht!

Leichte Mädchen statt Kaffeehausatmosphäre – ein Erlebnisbericht

Tina Sprung

Meine Mama isst gern Kuchen. Schon oft sind wir gemeinsam ins Café gegangen und haben uns Cremetorte und Cappuccino (mit viel Schlagsahne) gegönnt. Jetzt hat Mama in der Sonntagszeitung eine Anzeige vom Saunaclub Amore gesehen. Da gibt es nämlich sonntags Kuchenbüffet. Nichts wie hin, dachten wir uns – die Kuchentiger sind wieder on Tour. Doch weit gefehlt – es war einfach abstoßend. Aber von vorne.

Der erste Eindruck war noch sehr gut – romantische Lage und gute Parkmöglichkeiten.

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Das Kuchenbüffet war sensationell und außerdem gab es noch Pizzabüffet. Mama und ich mögen Pizza. Wir klatschten anerkennend.

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Ich war so geschockt – wie gelähmt erstarrte ich bewegungsunfähig. Fast nackte Frauen mit Brüsten liefen herum und mittendrin Onkel Rainer und dieser Stadtrat von der komischen Partei, die es, glaube ich, nur in Passau gibt – beide im Bademantel. Onkel Rainer erkannte mich und kroch unters Büffet, während der Stadtrat Billigsekt aus der... 

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Fluchtartig verlassen wir den Saunaclub. Trotzdem traue ich mich: „Mama, ich dachte ehrlich, dass es sowas nur im Tatort gibt. Mir ist das sooo peinlich vor dir.“ Sie sagt enttäuscht, dass Onkel Rainer immer schon ganz komisch war – immerhin nur angeheiratet. Über Tante Helga haben wir den kompletten Heimweg nicht gesprochen. 
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Nächste Folge:

Beim Eishockeyspiel. Tina Sprung. "Mama mag gerne muskulöse Männer und Sport. (...) Sie singen Lieder mit Scheißen und Fressen. Sie rufen Hurensohn und beleidigen die Mütter der Spieler. Mama ruft: Schiri, du blinde Sau. Ich kann nicht aufhören zu weinen..."

 

Dienstag, 6. Oktober 2015

Jetzt reichts endgültig!

Nach Hummus, Falafel und Kibbe – Scheuer tobt: "Ungenießbar, der Fraß. Alle abschieben!"

Freitag, 2. Oktober 2015

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!!!

Der Bischof stellt den Caritas-Direktor unter verschärfte Beobachtung, schreibt die PNP. Gut so! Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass wir den Bichof schon seit langem unter verschärfter Beobachtung haben.

Blöderweise haben wir ja jetzt ein Eigentor geschossen, nachdem wir kürzlich noch gefordert haben, die Kirche solle gefälligst Flüchtlinge aufnehmen. Jetzt macht dieser Bischof das tatsächlich und wir haben diese Halbneger bald auf dem Domplatz. Ich bin ja kein Rassist, aber kann ich da meine Frau noch unverschleiert zum Wochenmarkt schicken oder nachts den Bentley dort parken? Es gibt doch jetzt andauernd diese Massenvergewaltigungen in Passau und wer als Flüchtling das neue iPhone 6S hat, will sicher auch bald einen Bentley haben. Ich bin ja kein Rassist, aber das wird man doch noch sagen dürfen!!!

Nach ausgiebiger Facebook-Studie kann ich folgendes Ergebnis mitteilen: 1. Je mehr Facebook-Aktivität, desto mehr an der Waffel. 2. Mit nahezu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind Menschen, die schreiben, "ich bin ja kein Rassist", Rassisten, Menschen, die schreiben, "ich bin ja gar kein Nazi", Nazis, Menschen, die schreiben, "ich hab ja nichts gegen Ausländer", ausländerfeindlich und Menschen, die nach jedem Satz mindestens drei Ausrufezeichen machen, grenzdebil und glauben außerdem, dass die Illuminaten die Welt beherrschen und unseren Himmel mit Chemtrails vergiften. Tralala, so einfach ist die Facebook-Welt.

Ich bin ja wirklich nicht islamophob und deshalb gehe ich morgen zum Tag der offenen Moschee. Am besten gleich in der Früh, wenn ich noch zwei Restpromille habe. Dann ziehe ich mein altes T-Shirt mit einem Bild des legendären Mohammed-Ähnlichkeitswettbewerbs der Titanic an und grüße freundlich: "Shalömchen, ich hab Euch ein paar Leberkäs-Semmeln und die neusten Erkenntnisse aus der Gender Mainstreaming Forschung mitgebracht." Dann schauen wir mal, wie abendlandophil der Passauer Muselmann ist.


  

Die Kommentare auf pnp.de sind übrigens oftmals nicht viel schlauer als die Facebook-Kommentare. Beispiel gefällig? Zum Thema "Neuer Rekord: Passau hat im Winter 12.087 Studierende" schreibt z.B. der Leser AB: "Hey genau, in dem großen Hörsaal könnte man doch auch ein paar Hundert "Flüchtlinge" unterbringen. Warum soll alles immer nur auf Kosten der einheimischen Normalbevölkerung gehen?"

Ja, ja, ein bisschen Bildung würde vielen nicht schaden. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Menschen, die das Wort Flüchtling in Anführungszeichen setzen und Begriffe wie "Normalbevölkerung" verwenden, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch nie in einem Hörsaal waren? 

Aber lassen wir das. Wir wissen ja auch nicht, was zu tun wäre. Ausnahmsweise. 

Unter verschärfter Beobachtung
Der Präsident