Donnerstag, 28. Mai 2020

Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte

Hallo, PNP! "... spalten sich die Meinungen"? Muss man jeden Irren als relevanten Meinungsäußerer wertschätzen? Bitte unten die FB-Kommentare lesen, wenn der Gestörte sie noch nicht gelöscht hat.

pnp.de

Passau
Bierzelt-Sexismus? Beim "Donaulied" spalten sich die Meinungen


Petition gegen Bierzelt-Hit findet Befürworter, provoziert aber auch Gegenwind in den Sozialen Medien

Eine Petition gegen das "Donaulied" hatte Corinna Schütz gestartet, um das Lied auf Volksfesten verbieten zu lassen (PNP berichtete). Ein "Vergewaltigungslied" sei es, weshalb es nicht mehr auf der Passauer Dult gespielt werden solle – deshalb schrieb ihre Gruppe sogar an Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Ihr Ziel: Auf Sexismus im Bierzelt aufmerksam machen. Das gelang ihr auch: Sie erreichte viele Unterstützer, bekam aber ebenso Gegenwind – vor allem auf Social Media. Unter anderem von Walter Kandlbinder, Betreiber der Arena Hundsdorf, auf Facebook: Er macht in einem Post auf seinem öffentlichen Profil seinem Unmut Luft. Unter dem Post kam es zu Kommentaren, die Schütz mitunter persönlich angreifen. Auch der stellvertretende Passauer Landrat Hans Koller (CSU) hat Kandlbinders Post kommentiert.

Über 600 Befürworter hat die Online-Petition gegen das "Donaulied", die noch keine zwei Wochen läuft. Ein Zuspruch, über den sich Schütz freut. Auch unter Kandlbinders kritischen Facebook-Post gab es Zustimmung zur Aktion: "Das Lied ist so Affenkacke, dass ich die Petition unterschreiben würde. Da brauchst’ 7 Maß und 14 Jäger, damit’s den Kaas aushoitst", schreibt ein Nutzer. (Anm. d. Red.: Facebook-Kommentare sind im Original wiedergegeben und können orthografische Fehler beinhalten.)

Doch auch die Abneigung gegenüber Schütz’ Idee ließ nicht lange auf sich warten. "Plötzlich, weil momentan Sexismus und Feminismus trendy sind, sich über Lieder aufzuregen, die drei Minuten eines Abends einnehmen, und eine Vergewaltigung zu kritisieren, an die keiner auf der Bierbank denkt, ist lächerlich", schreibt PNP-Leserin Marie Groß aus Hutthurm in ihrem Leserbrief. "Wenn man ein solches Lied für problematisch hält, kann man kurzzeitig das Bierzelt verlassen oder die Ohropax auspacken, oder am besten mit etwas Alkohol die eigene Stimmung wieder heben", findet sie.

Arena-Chef Kandlbinder kritisiert im Post auf seiner persönlichen Facebook-Seite: "Wirte kämpfen grod ums überlem und a Studentin kimmt mit so an ‚sch.....‘ daher." Seine Aussagen sorgten für eine Diskussion in der Kommentarspalte, einige wenden sich persönlichen gegen Corinna Schütz. "Walter des Lied ist geistreich, aber de Drutschn eha ned", schreibt ein Nutzer. Ein anderer: "Brutal wos fia a Zeug rumlaft bei uns. Und a solche wird vielleicht a no wos in Bayern wenns fertig is mitm Master oder mitm Bachelor. I wünsch neamt wos schlechts aber der wünsch i daß später Kaugummi verkaufen muas in der Tankstelle. Vielleicht soi de aber erstmoi mit Ihren interlektuellen Freunden a Demo gegen die Niederbayerische Kultur organisieren und durch die Fuzo rennen. Vorausgesetzt der Hr. Corona hod eana s Hirn net scho zamgfressn." Unter einem Kommentar sah sich Kandlbinder dann sogar veranlasst, darauf hinzuweisen, bitte keine Beleidigungen zu posten.

"Einige Kommentare gingen gegen mich als Person und als Studentin", sagt Corinna Schütz, die grundsätzlich für den Austausch von Meinungen ist, auf Nachfrage der PNP. "Ich weiß nicht, was das in der Diskussion zu suchen hat. Inhaltlich kann man gerne diskutieren." Die Aussagen von Walter Kandlbinder habe sie indes nicht persönlich genommen: "Der Post an sich war nicht beleidigend. Dadurch habe ich mich nicht angegriffen gefühlt." Ohnehin richte sich ihr Anliegen nicht gegen Gastwirte, sondern an die Öffentlichkeit und die Politik.

Mit ordentlich Widerstand habe sie schon im Vorfeld gerechnet, sagt Schütz. Nach den diffamierenden Facebook-Posts habe sie aber trotzdem darüber nachgedacht, ob es klug ist, weiterzukämpfen. Auch ihren Mitstreitern habe sie gesagt, dass keiner weitermachen muss, wenn er nicht will. Letzten Endes habe sie aber entschieden: "Deswegen werde ich jetzt nicht leiser werden." Das Schreiben an Dupper – der sich noch nicht dazu geäußert habe – sei bereits beim Dult-Beauftragten der Stadt. Als nächsten Schritt wolle sie allen Stadträten und den Festzelt-Bands schreiben.

Geäußert hat sich hingegen der stellvertretende Passauer Landrat Hans Koller – und zwar ebenfalls als Kommentator von Kandlbinders Post: "Sehr guter Kommentar Walter ... Die Dame ist eine Aktivistin bei den Grünen – mehr sog i ned." Dies wiederum hatte Kollers ehemaligen Kreistagskollegen, den Grünen-MdL Toni Schuberl, veranlasst, an ihn einen Brief zu schreiben: "Wenn Du Dich schon im Rahmen eines solchen Shitstorms äußerst, dann erwarte ich entsprechend Deiner Stellung als stellvertretender Landrat und damit zumindest in politischen Angelegenheiten auch offizieller Repräsentant des Landkreises Passau, dass Du solche Ausfälle zurückweist und Du seriös und sachlich argumentierst", so Schuberl, der fragte, wie er Kollers Kommentar verstehen müsse.

"Mir gefällt das Lied auch nicht", sagt Koller, der den Song nicht verteidigen wolle, auf PNP-Anfrage. Im Angesicht der Corona-Krise gebe es jedoch wichtigeres, als sich um derartige Lieder zu kümmern, meint er. Das Thema Sexismus habe durchaus Relevanz, allerdings müsse man sich eher darum kümmern, wie leicht Menschen an gewaltverherrlichende und pornografische Seiten im Internet kommen. "Das fördert Gewalttaten eher als ein Bierzeltlied", sagt Koller. Kandlbinders Post habe er "als Freund und Nachbar kommentiert" und sich nicht als Funktionär geäußert. "Das muss man sich in Zukunft besser überlegen", gibt er zu. Zwar stehe er zu seiner Meinung, von den Beleidigungen in den Nachbar-Kommentaren distanziere er sich jedoch.

"Ich finde es schade, dass ein stellvertretender Landrat, der alle Bürger vertreten sollte, meine Anliegen nicht ernst genommen und mich als grüne Aktivistin abgestempelt hat", sagt Schütz, die sich durch Kollers Post "unsachlich angefeindet" fühle. "Wir sind eine überparteiliche Aktion. Wir sprechen als 45-Mann-Gruppe."

Von der Aktion "im weitesten Sinne spontan angesprochen gefühlt" hatte sich Walter Kandlbinder, weil er auch Festwirt sei. "Ich würde es nicht mehr so derb schreiben", sagt er nun über seinen Post, der nicht gegen Schütz gerichtet gewesen sei. Bei seiner Kernaussage bleibe er aber: "Dupper hat andere Probleme, als dass er sich mit sowas befassen muss." Außerdem sei das Lied so "übertrieben und realitätsfremd", dass er sich nicht vorstellen könne, dass sich eine Frau davon sexuell belästigt fühlt. Von den 29 Kommentaren sind mittlerweile nur noch 17 zu finden.

https://www.pnp.de/lokales/stadt-und-landkreis-passau/passau-stadt/Bierzelt-Sexismus-Beim-Donaulied-spalten-sich-die-Meinungen-3693822.html

https://www.facebook.com/walter.kandlbinder

Dienstag, 26. Mai 2020

Rubrik: Leserbrief des Monats

Leserbrief PNP, Lokalteil Passau, 26.05.2020

Zum „Nachgefragt“ vom 23. Mai:

Nach über 30 Jahren Bierzeltkultur und sowieso aktuell nur noch geringer Vorrangigkeit von typisch bayrischen Liedern auf Volksfesten, finde ich, dass diese Kritik am Donaulied, ja sogar der Wunsch es abzuschaffen durch eine Petition, völlig übertrieben ist.

Die Musik in den Bierzelten hat sich ohnehin in den letzten Jahren von typischen Schlagern zu Disco-/Pop-Songs gewandt, zu denen man auf der Bierbank stehen soll und zwischen einer Maß und Käse mit Breze feiern. Die typischen Schlager wie der „Haberfeldtreiber“ und eben jenes „Donaulied“ werden auf der Passauer Dult ohnehin nur noch von hiesigen Bands gespielt, weil die Showbands, z.B. aus Oberbayern, den Dialekt nicht einmal aussprechen können und deshalb auf englische Partyhits aus dem Radio zurückgreifen müssen. Natürlich finde auch ich als aktive Volksfestbesucherin, dass eine gute Mischung aus alten und neuen Hits durchaus in Ordnung ist, aber jeder Niederbayer freut sich, wenn man auf der Bierbank steht und ein typischer Bierzeltsong, zu dem schon die Eltern gesungen haben, gespielt wird.

Plötzlich, weil momentan Sexismus und Feminismus trendy sind, sich über Lieder aufzuregen, die drei Minuten eines Abends einnehmen, und eine Vergewaltigung zu kritisieren, an die keiner auf der Bierbank denkt, ist lächerlich. Wenn man ein solches Lied für problematisch hält, kann man kurzzeitig das Bierzelt verlassen oder die Ohropax auspacken, oder am besten mit etwas Alkohol die eigene Stimmung wieder heben. Außerdem kann ich einen Besuch auf einem anderen Volksfest außerhalb der Donauregion empfehlen oder in Zukunft einfach daheim zu bleiben.

Marie Groß, Hutthurm

Liedtext "Donaulied", häufige Variante

(1)
Einst ging ich am Strande der Donau entlang, ohooo olalala
Ein schlafendes Mädel am Ufer ich fand, ohooo olalala
Ein schlafendes Mädel am Ufer ich fand,
Ein schlafendes Mädel am Ufer ich fand.

(2)
Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt.
Ihr schneeweißer Busen war halb nur bedeckt.

(3)
Ich machte mich über die Schlafende her.
Wir hörten das Rauschen der Donau nicht mehr.

(4)
Du schamloser Jüngling, was hast Du gemacht ?
Du hast mich im Schlafe zur Mutter gemacht !

(5)
Du elende Schlampe, was denkst Du von mir ?
Ich trage doch immer Pariser bei mir !

(6)
Ich steh auf der Brücke und schwenke den Hut.
Machs gut, alte Nutte, die Nummer war gut.

(7)
Hier hast Du zehn Pfennig und geh jetzt nach Haus.
und wasch Dir die Votze mit Schmierseife aus.

(8)
Jetzt hat sie zwölf Kinder und noch keinen Mann.
Und fängt g'rad die dreizehnte Schwangerschaft an.


Dienstag, 12. Mai 2020

Kolumne aus dem aktuellen Bürgerblick

Abgeschmiert und angekommen

Lieber Tölpel!

Hast Du Dich nicht auch schon immer gefragt, wie das Jahrzehnte funktioniert hat? Dass eine Stadt von der Größe Passaus mit einem Oberbürgermeister und nur zwei Stellvertretern auskommt? Bei dieser Vielzahl an 100. Geburtstagen, Feuerwehrfeiern und Spatenstichen – das muss ja eine geradezu unmenschliche Belastung sein. Psychisch und physisch – da leidet das Hirn und die Leber. Und Sitzungen gibt’s auch noch ab und zu: grausam! Deshalb wird auch jeder Bürger verstehen, dass man „die Aufgaben auf ein Schulterpaar mehr verteilen“ muss – so Markus Sturm. Also haben wir jetzt dann drei Stellvertreter.

Da werden aber andere vergleichbare Städte bald nachziehen müssen. Vom Passauer Modell wird man sprechen. München hat zum Beispiel nur zwei Stellvertreter, Hamburg einen, Berlin zwei. Allerdings hat New York immerhin fünf stellvertretende Bürgermeister – hallo? Sollte man da nicht die Frage stellen, ob wir nicht mindestens vier brauchen? Die Hundertjährigen werden jedenfalls immer mehr. Außerdem muss man die Sache ja auch einmal von der anderen – der wesentlich wichtigeren – Seite sehen. Wie kann man denn bitte als Stadtrat von 450 Euro monatlich und 20 Euro Sitzungsgeld leben? Aus humanitärer Sicht bräuchten wir mindestens sechs Bürgermeister – wenn‘s reicht.

Der Geschäftsverteilungsplan dürfte auch noch interessant werden. Der Rother macht alle wichtigen Veranstaltungen, die der OB nicht schafft, die Erika macht alle wichtigen Veranstaltungen, die der Rother nicht schafft und der Dickl kriegt die Hundertjährigen und den Stiftungsausschuss. Da kann er sich jetzt sechs Jahre lang durchprofilieren. Kleiner Tipp: Überlegt Euch doch beizeiten, wer dann schuld ist, wenn die CSU 2026 nur noch sieben Sitze hat. Baut Euch frühzeitig einen Watschenmann auf.

Deine Kathi


Liebe Kathi!

Ich stelle mir das so vor. Dupper zu Sturm: „Wir haben folgende Ausgangssituation – wir haben zwei Aspiranten, die wollen unbedingt Bürgermeister werden.“ Sturm: Die Erika ist ja ok, aber doch nicht der Dickl.“ Dupper: Doch, unbedingt.“ Sturm: „Warum soll der Dickl unbedingt Bürgermeister werden?“ Dupper: Erstens fressen die uns aus der Hand, wenn der Dickl Bürgermeister wird und zweitens setzen wir ihm den Rother vor die Nase und passen auf, dass er nichts anstellt.“ Sturm: „Dann muss nur noch die Buhmann Fraktionsvorsitzende werden.“ Dupper (schenkelklopfend): „Jetzt übertreib‘s mal nicht. Das ist ja kein Wunschkonzert.“ Großes Gelächter.

Die Chancenlosigkeit der CSU bei der OB-Wahl 2020 hat sich erst so richtig in den letzten Monaten vor der Wahl abgezeichnet, die Chancenlosigkeit der CSU bei der OB-Wahl 2026 zeichnet sich bereits jetzt ab. Sollte der Kandidat nicht mindestens Markus Söder heißen – keine Chance. Wenn man sich als Mehrheitsbeschaffer an einen übermächtigen SPD-Oberbürgermeister verkauft, dann landet man bald da, wo die SPD in der Großen Koalition im Bund gelandet ist.

Zum Schluss noch ein Witz. Dupper, Rother, Dickl und Träger sitzen in einem Flugzeug. Das Flugzeug hat einen Triebwerksausfall und trudelt nach unten. Leider stehen nur drei Fallschirme zur Verfügung. Dupper schnallt sich einen Fallschirm um, sagt: „Ich bin der Oberbürgermeister der schönsten Stadt der Welt, ich muss überleben“ und springt. Dickl schnappt sich den nächsten und ruft im Sprung: „Ich bin der beste Bürgermeister der Welt und zukünftiger OB. Ich muss überleben.“ Sagt Rother zu Träger: „Erika, ohne Dich geht in Passau nichts. Nimm Du den Fallschirm.“ Träger: „Nein, alles gut, wir haben noch zwei.“ Rother: „Wie? Zwei?“ Träger: „Na, der beste Bürgermeister der Welt ist gerade mit meinem Rucksack gesprungen.“

Dein Tölpel