Samstag, 28. Mai 2016

Donnerstag, 19. Mai 2016

Ich sag nur: Silencium!

Man muss ja nicht unbedingt Latein können (wobei es niemals schadet), aber wenn man ein Journalist werden will, sollte man zumindest ordentlich recherchieren. Und wenn der Volontär Daniel Ober meint, er muss eine Lobeshymne auf eine schlagende Verbindung schreiben, dann soll er halt dem nicht so gebildeten PNP-Leser ruhig unterschlagen, dass das Corps Budissa meinetwegen zwar nicht rechtsradikal, aber zumindest muffig, männerbündlerisch, erzkonservativ und völlig aus der Zeit gefallen ist (wobei: Kotzbecken am Klo haben schon Stil). Der ernstgemeinte Satz, dass man Ordnung lernen soll (sic!), indem man bei Verfehlungen ein Bier auf Ex trinken muss (sic! sic!) ist fast schon wieder lustig und spiegelt sehr gut die Hingezogenheit des Herrn Volontär zu solch anachronistischen Milchbubi-Albernheiten wider. Dass man dann aber mehrfach "Silencium" statt "Silentium" schreibt, ist eigentlich ziemlich peinlich, wenn man ein großer akademischer Degenfechter werden will.

Aus dem Fall Böhmermann kann man einiges lernen. Zum Beispiel sieht man deutlich, dass auch Minderbegabte Richter am Landgericht Hamburg werden können und es gruselt einen, wenn man sich vorstellt, dass solche Richter in der Bundesrepublik Deutschland über Satire entscheiden. Dem klassischen PNP-Leserbriefschreiber traut man den feinsinnigen Umgang mit Satire ohnehin nicht zu. Das Schönste daran ist aber immer wieder, dass Hobbykommentatoren aus der Provinz tatsächlich meinen, feststellen zu müssen, dass es sich hierbei nicht um Satire handelt, weil nämlich die Grenzen der Satire weit überschritten seien. Und das, liebe Leserbriefschreiber, ist Realsatire in seiner schönsten und reinsten Form. Tucholsky hätte seine Freude daran. Nebenbei bemerkt: Satire wird weder für türkische Diktatoren noch für verkniffene Oberlehrer-Gscheidhaferl gemacht, sondern für Satirekonsumenten.

Ich muss noch einmal mit der Nordtangente anfangen. Die Passauer CSU spricht ja gerne über eine ergebnisoffene Diskussion und denkt dabei an Alternativtrassen, neuerdings sogar eine Untertunnelung der Ilz. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wo der Tunnel anfangen und wo er aufhören soll, frage ich mich schon, ob es hier noch was zu diskutieren gibt. So wie ich das verstehe, steht exakt die Trassenführung Nordtangente, die kein vernünftiger Mensch wollen kann, im Bundesverkehrswegeplan und nichts anderes. Es gibt also entweder eine Nordtangente bei der Triftsperre oder keine Nordtangente. Tertium non datur. Habe ich da was falsch verstanden oder die Herren Steiner und Waschler?

Jetzt will man auch noch Ladestationen für E-Autos in der Innenstadt aufstellen. Gehts noch? Heutzutage, wo sogar 300-PS-Diesel einen Katalysator haben und quasi schadstofffrei unterwegs sind, will man sich diesen Elektro-Smog in die Städte holen? Da gibts doch noch gar keine Langzeitstudien. Vielleicht sind die saugefährlich, wahrscheinlich gefährlicher als Atomkraftwerke. Schließlich haben die auch was mit Strom zu tun. Außerdem nehmen die Ladestationen dem kaufkräftigen Büchlberger Scirocco-Fahrer den Parkplatz in der Altstadt weg, wenn er mit seiner Freundin zum Thai-Sushi-Essen in d'Stodt fahren will. Dann fährt er zukünftig wieder zur Döner-Pizza-Flatrate nach Hauzenberg. Passauer Einzelhandel am Arsch. So schauts aus.

So wie mir der PNP-Leserbriefschreiber regelmäßig erklärt, was Satire ist (Hallervorden) und was nicht (Böhmermann), erklärt mir der PNP-Redakteur gerne den Islam. Der ist nämlich doch ein Ponyhof. In Schalding gab es nämlich eine Veranstaltung, die Stefan Rammer in seinem Artikel mit "Handreichung zwischen Christen und Muslimen" übertitelt hat. Da konnte man dann z.B. lesen: "Es folgt eine lebendige und vielstimmige Diskussion, moderiert von Silke Salzberger. Der Alltag steht im Vordergrund, kein schiefer politischer Ton schleicht sich ein." Und gleich der nächste Satz lautete: "Die jungen voll integrierten Frauen erklären, dass sie das Kopftuch als Ausdruck ihrer Gläubigkeit tragen, nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen." Na, dann passt ja alles. Ich vermute, ähnliches würde eine Burka tragende Frau auch verkünden, wenn ihr Mann, ihr Vater oder der freundlich IS-Wachtmeister sie fragen würden. Frauen in Saudi-Arabien haben übrigens bis 2015 nicht an politischen Wahlen teilgenommen und zwar nicht, weil sie nicht durften, sondern weil sie nicht wollten.

Die neue Uni-Präsidentin hat dem Vernehmen nach Security-Mitarbeiter angestellt, die auf die lieben Kleinen aufpassen müssen. So sollen sich nämlich Studentinnen "zu Tode erschreckt haben", weil sie im Uni-Klo auf Obdachlose und Drogenabhängige gestoßen sind. Willkommen in der brutalen, grausamen Welt! Mir hat übrigens nach der letztjährigen Budissa-Riverboat-Party jemand auf meine Außentreppe geschissen. Daneben lag ein grüner String. Hat die drogenabhängige Obdachlose wahrscheinlich vergessen.

Silencium!

Der Präsident

Mittwoch, 18. Mai 2016

Rubrik: Die dümmsten Leserbriefe des Jahrhunderts

Es lohnt sich nicht

Das ist wiedermal so eine Seifenoper, diese Nordtangente-Geschichte und mein beinahe „Lieblingsthema“ in unseren fast 18 Passauer Jahren. Nachdem ich in diesem Leben kaum noch ein Konzerthaus in der Festivalstadt (!) Passau erleben werde, werde ich mir auch keine Gedanken mehr über irgendwelche – wenn auch vernünftigen – Umleitungen, Umkreisungen, Abkürzungen etc. machen. Es lohnt einfach nicht.

Es gab Zeiten, da war Ostbayern eine Idylle. Hügel, Berge, Täler, kristallklare Bäche, Flüsse und kleine Seen, Vögel und andere Wald-und-Feld-Vierbeiner. Alles, was die Natur betrifft, hat gepasst. Jetzt ist so manches anders und was wäre vernünftiger? Die Natur weiterhin „verhetscheln“ und den Mensch dabei vergessen, der hier seinen Broterwerb gefunden hat, dafür aber Tag für Tag von A nach B kommen muss? Meines Erachtens bleibt nur eins: Entweder gesunde Kompromisse im Straßenbau suchen und finden – oder die ganzen industriellen und ökonomischen Errungenschaften rückgängig machen.
Jana Melcak Salzweg
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Anmerkung der kirchenhassenden Redaktion 
Dass es vierbeinige Vögel gibt, mögen wir ja noch glauben. Aber vierbeinige Bäche, Flüsse und Seen???
Ja, wir "verhetscheln" hier niemanden.
Viel Spaß in den Konzerthäusern im nächsten Leben – Tschauiii!

Freitag, 13. Mai 2016

Wie bestellt

Kolumne Bürgerblick Mai

Abgewatscht und angeschüttet                          

Lieber Tölpel!

Wenn man sich an einem Wochenende die letzten zehn von insgesamt  83 Walking-Dead-Folgen angesehen hat, träumt man schon mal schlecht. Wenn man dann noch am 1. Mai leicht verkatert aufwacht und um elf Uhr aus dem Fenster runter zur Donau sieht, bleibt einem kurz das Herz stehen und man hört sich rufen: „Beißer! Hunderte! Tausende. Sie sind da!“ Spaß beiseite – der Maidultumzug war sehr schön, aber manche hatschen schon arg schief und krumm.

Gleich nach den Goaßlschnoizern (üben!) und der Stadtkapelle kam unser Bürgermeistertraumpaar (also der Ober und die Erika, dem spinatähnlichem Gemüse war die Veranstaltung dann wohl doch zu heiter), daneben zwei grinsende Buben in Tracht (ich glaube, die sind irgendwas bei der Staatspartei) und ziemlich wenig Stadträte. Also ich kenne zwar von den jungen (ha ha!) kaum mehr einen, aber ein paar habe ich erkannt. Warum werden eigentlich in der Heimatschutzzeitung jedes Jahr die Stadträte geoutet und gedisst (seit ich merke, dass ich alt werde, benutze ich gerne solche Worte), die nicht auf diesem Happy-Kadaver-Fahnenappell teilnehmen, aber die Dult-Demo-Verweigerer bleiben ungerügt? Wahrscheinlich, weil man für ersteres Vergehen in die Hölle kommt, für zweiteres nur ins Fegefeuer.

Den Steiner Georg habe ich übrigens auf dem Maidult-Umzug nicht gesehen. Der hatte wohl Angst, dass er sich eine Watschn vom Ober abholt, nachdem er in der am gleichen Tag erscheinenden AmSonntag schon wieder so frech war. Er hat nämlich gesagt, dass „Defizite des Oberbürgermeisters in mangelnden Kontakten nach München und Berlin zum Wohle der Stadt durch den Einsatz der CSU-Akteure ausgeglichen werden konnten.“ Da mag ein Teil Wahrheit drin stecken, fraglich bleibt nur das „zum Wohle der Stadt“. Meinen tut er nämlich unter anderem die Nordtangente und da ist seine Schlussfolgerung ziemlich falsch. Tatsächlich ist es nämlich so, dass die CSU-Entscheider an den Schlüsselstellen in München und Berlin nach folgender Logik handeln: „Wenn Ihr Passauer weiterhin keinen schwarzen OB wählt, scheißen wir Eure Landschaft mit Beton zu – bis Ihr’s lernt.“

Politik der verbrannten Erde...

Deine Kathi


Liebe Kathi!

Der Steiner Georg hat weiterhin gemeint: „Die Bürger haben kein Verständnis mehr, dass man mit der Ablehnung einer Brückenlösung über die Ilz auch das Problem der Anbindung des nördlichen Landkreises Passau sowie die damit verbundenen Verkehrsprobleme (...) in der Stadt Passau weiter ignoriert.“ Welche Bürger denn? Welche Bürger meint Ihr Nordtangentophilen immer, wenn Ihr so etwas behauptet? Ich kenne keinen. Also keinen Bürger. Es mag ein paar Hauptgeschäftsführer von Kammern, CSU-Politiker (ein paar!) und Wegscheider geben, die den Weg nach Aicha nicht kennen, aber Bürger?

Haben nicht in Passau mehr als tausend Leute gegen diesen Wahnsinn demonstriert, während bei Podiumsdiskussionen im Wegscheider Land ein paar Handvoll aufgetaucht sind – und das wahrscheinlich auch nur, weil endlich mal was los ist in dem Kaff. Ich beobachte beim eifrigen Lesen der Heimatschutzzeitung überhaupt ein sonderbares Phänomen. Die Leute wohnen am Arsch der Welt, weil sie sich da für 80.000 Euro ein kotzhässliches Toskanahaus hinstellen können und wollen gleichzeitig eine Uniklinik, eine Autobahn und einen Flughafen in Spuckweite. Aber ich sage Euch: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss überbrückt, die letzte Flussperlmuschel ausgerottet ist, werdet Ihr merken, dass es im Westen keine billigen Prostituierten, keine billigen Drogen und keine billige Softgun-Munition gibt.“

Vielleicht hat die AmSonntag den Steiner aber auch nur falsch zitiert. Eine „Zeitung“, die in der Bildunterschrift einen Bully zum Mops macht, tut sich halt schwer mit exakten Aussagen. Aber nahe dran ist auch daneben. Im Probleme Konstruieren seid Ihr aber (oft mangels echter Probleme) nicht schlecht bei der AS. „Gefährlicher Fahrdienst“ habt Ihr getitelt und dann im Artikel geschrieben, wie gefährlich es ist, dass junge Leute ohne Taxi-Lizenz Dultbesucher quasi schwarz heimfahren und sich damit was dazu verdienen. Das wenn ich einem Inder, einem Kambodschaner – ach was sag ich – einem Süditaliener erzähle, versteht der das Problem gar nicht. Und wenn er es versteht, glaubt er es nicht. Manch bayerischer Spitzenpolitiker versteht es übrigens auch nicht. Der hält sich ein Auge zu und fährt selber heim.

Tu felix Bavaria bibe!

Dein Tölpel


Montag, 9. Mai 2016

Auf mehrfachen Wunsch

Die Kolumne aus dem April-Bürgerblick

Aufgefahren und abgedriftet                          

Lieber Tölpel!

Die bedauerlicherweise immer kleiner werdende Christenheit beging jetzt in der Woche vor Ostern die Karwoche, die der Christenmensch auf der ganzen Welt als stille Trauerzeit bis zum Karsamstag gestaltet. Auf der ganzen Welt? Nein. Eine von unbelehrbaren Groupies bevölkerte Kleinstadt am äußersten Ende des zivilisierten Mitteleuropas hört nicht auf, der Aufklärung Widerstand zu leisten und huldigt – von tatkräftiger Propaganda der Kampfzeitung des Katholischen Staates gehirngewaschen – dem Narzissten vom Domplatz.

Wir sprechen von Passau, wo die Karwoche bereits mit dem Ostermittwoch endet und zwar dergestalt, dass der Osterbischof, unterstützt von seinem pseudo-journalistischen Stichwortgeber von kath.net der PNP, wieder einmal allerhand krudes Zeug über die Welt, aber vor allem auch über sich erzählen durfte. Das Ostermittwochs-Interview war für einen ganz normalen Menschen harte Kost bis unerträglich und wirft die eigentlich entscheidende Frage auf, wie viel Prozent (selbst) der PNP-Leser auf eine solche Peinlichkeit nicht mit fassungslosem Kopfschütteln reagieren.

Da ist zum einen die Arroganz des Kirchenfürsten, der nicht akzeptieren kann und will, dass es Menschen gibt, die sich frei gegen seine Kirche und für ein selbstbestimmtes Leben entschieden haben. Wenn jeder, der unbedingt religiös sein will, das einfach alleine oder mit seinen Kumpels gemeinsam betreiben und andere damit in Ruhe lassen würde, dann sähe die Welt derzeit ganz anders aus. Aber ganz ganz anders.

Zum anderen gibt es in besagtem Interview auch wieder ausreichend Homestory-Elemente, die den ganzen Artikel fast noch gruseliger machen. „Ich war, sagen wir mal, eine Mini-Berühmtheit“, darf der ehemalige Moderator eines ziemlich uncoolen Radiosenders da verkünden. Und außerdem: „Die Liebe zu meiner Freundin war tief und groß und fest.“ Bestimmt. Wahrscheinlich sogar die tiefste, größte und festeste. Bis zum „Ruf“ respektive „Blitz“, wobei wir leider im Unklaren gelassen werden, wer oder was da gerufen oder geblitzt hat.

Ratlos...

Deine Kathi


Liebe Kathi!

„Die Kirche braucht Menschen, die brennen.“ Das hat er auch noch gesagt, Deine Mini-Berühmtheit. Wahrscheinlich hat er nicht unrecht. Schließlich hat das vor ein paar hundert Jahren ganz gut funktioniert. Je mehr sie verbrannt haben, desto gottesfürchtiger wurden die Überlebenden. Sein Selbstbewusstsein steckt übrigens auch seine Jünger an. Am Ostersonntag Vormittag haben die gläubigen Osteristen wieder einmal kreuz, quer und rücksichtslos den Domplatz zugeparkt. Macht aber nichts – kann man beichten.

Stadtentwicklung, Innovation und innerstädtische Lebensqualität sind ja derzeit (obwohl gar kein Wahlkampf ist) wieder großes Thema. Da bleiben wir doch bitte gleich beim Domplatz. Wer kann mir eine vergleichbar schöne und touristisch frequentierte Altstadt in Deutschland oder ganz Europa nennen, wo jeder Besucher mit seinem Auto bis mitten vor die Kathedrale fahren und dort auch noch parken kann? Kann der Gottesdienstbesucher, der Tagesgast oder Spaziergänger nicht unterm Schanzl oder sonst wo parken? Vorschlag: Unverzüglich die Parkschein-Parkplätze abschaffen und mittelfristig eine vertretbare Alternative für die Anwohner schaffen. Doch, das geht – wenn man will.

Ein Tunnel durch den Georgsberg geht scheinbar nicht, eine Nordtangente brauchts dafür jetzt doch irgendwie. Also brauchts natürlich nicht, aber das Dobrindtsche Kasperlministerium hat aus klassisch-bayerischen Gründen (Filz, Beton und Nicht-CSUler ärgern) nun einen vordringlichen Bedarf festgestellt. Man weiß zwar nicht für wen, warum und überhaupt, aber das zeichnet Beschlüsse aus dem Verkehrsministerium ja generell aus. Außerdem ist es grad wurscht. Oder, wie der Wegscheider Bürgermeister meint: „Dass bei der Umsetzung der Umgehungsstraße um die Stadt über die Ilz eine große Brücke drübergeht, das kann eigentlich kein großes Dilemma sein.“ Genau! Und außerdem sparst Dir das blöde Spazierengehen, wenn Du von oben runter schauen kannst.

Zum Thema Grenzzaun-Halbe für 88 Cent, haltbar bis zum 9. November, hat einer einen Leserbrief geschrieben, in dem er die Forderung, die verantwortliche Brauerei deshalb vom Gäubodenfest auszuschließen, verglich mit dem Boykott jüdischer Geschäfte im Dritten Reich. Geschrieben hat er wortwörtlich, dass es schon damals hieß: „Kauft nicht bei Juden.“ Wer so was abdruckt?

Ich lese bloß eine Zeitung.


Dein Tölpel