Samstag, 27. Oktober 2007

Hochkultur im Alltag

Heute: Wir lernen, uns im Rahmen gesellschaftlicher Normen und sozio-kultureller Terminologiegrenzen auszudrücken

Sehr geehrter Herr Mangold (heute mal Volker),

in einem Interview in der PNP (S.37) erklären Sie heute dem Volk mal wieder die Welt.
So konstatieren Sie messerscharf, das Europäische Haus sei u.a. an der Frage gescheitert, "wie sich Hochkultur von Niederkultur unterscheidet."
Nun, das würde uns als Vorzeige-Intellektuelle, die wir aber auch gerne mal gleichzeitig ein Fußballspiel und einen Pornofilm schauen, wahnsinnig interessieren -also der Unterschied zwischen Hoch- und Niederkultur.
Zunächst einmal: Der Gegensatz zur Hochkultur wird gemeinhin als Massenkultur, Alltagskultur, Volkskultur oder unseretwegen auch noch als Popkultur bezeichnet. Niederkultur heißt es genauso wenig, wie der Gegensatz zum Kulturbeflissenen Untermensch heißt. Oder das Gegenteil zum Fliegenträger Proletarier.
Jetzt stellt sich die Frage, ob Sie das nicht wussten oder ob Sie es den ollen Sozis heimzahlen wollten, quasi Klassenkampf von oben...
Aber egal. So ein bisschen rumquengeln ist ja auch menschlich.
Nun zur eigentlichen Frage: Was ist das denn jetzt, diese Hochkultur und diese Niederkultur? Oder können Sie das vor lauter Autosalon- und Volksmusikargumenten gar nicht mehr erklären?
Vielleicht ist es auch so, dass der Beweis für diese unglaubliche Provinzialität in dieser Stadt, von der Sie und Ihre Leserbriefschreiber immer fabulieren, genau von Ihnen erbracht wird, die Sie zum einen dieses verstaubte Hoch-Nieder-Argument bemühen und zum anderen bewusst verschweigen, dass Ihr Haus auch immer großteils provinziell bleiben wird. Für uns crossovergeprägte Kulturhedonisten ist Hochkultur nämlich Theater und Metallica in München, Tom Waits-Konzert in Berlin und dann noch Jazz und Kabarett auf Passaus unzähligen Bühnen, während wir uns für Jandelsbrunner Kammermusik im Passauer Konzerthaus gar nicht so sehr interessieren. Tut uns wirklich leid.
Wie wäre es denn mal mit Selbstkritik? Wir wäre es denn mit der Aussage: Entschuldigung, wir haben das nicht im Kreuz. Entschuldigung, unser Konzept war eher bescheiden. Entschuldigung, wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Bewegen Sie sich doch einmal in die Niederungen (sic!) der Verkaufspsychologie und lassen sich mal Begriffe wie unique selling proposition oder Alleinstellungsmerkmal erklären.
Und wenn Sie dann noch eine wirklich gute Idee haben, dann klappts auch mit der Hochkultur.

Untertänigst
Der Intendant von Wahlinfo-Passau

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr gute Analyse. Gratulation!

Alban Fiesl hat gesagt…

Sehr Herr Intendant,
Hochwasser reicht, wenns rechtzeitig stattfindet. Wozu Hochkultur. Und außerdem ist es unsportlich vom Herrn Panky aus dem Stand eine gute Idee zu erwarten. Da braucht nicht nur er Anlauf, sondern EVENTuell auch .. nein, das würde den Rahmen sprengen.

Alban Fiesl