Mittwoch, 16. März 2011

Ausgeschwärmt und umgefallen

Lieber Tölpel!

Eigentlich wollte ich ja nichts mehr über die neue Homepage der PNP schreiben, aber heute war es mal wieder richtig speziell. Beim ersten Versuch, den Lokalteil online zu lesen (immerhin erst um halb zehn), musste ich feststellen, dass es nur die gestrigen Artikel gab. Dann - kurz vor Mittag - noch mal auf mein-pnp.de geklickt, weil ich natürlich laut System nicht mehr eingeloggt war, um dann eine Meldung zu bekommen, dass unter diesem Account mehr als ein Nutzer eingeloggt sei. Wieder ausgeloggt, wieder eingeloggt (zum dritten Mal!) und schon kann man als Abonnent (25,30 Euro pro Monat) fern in der Landeshauptstadt kurz vorm Mittagessen seinen Passauer Lokalteil lesen. Respekt!

Desöfteren wurde ja in der letzten Zeit der Begriff der Schwarmintelligenz im Internet zitiert. Nun hat kürzlich eine Sonntagszeitung (nein, nicht die, die keinen unregelmäßigen Imperfekt bilden kann, sondern eine richtige Zeitung) das, wie ich finde, schöne Wort Schwarmdummheit kreiert (oder wie die AmSonntag schreiben würde: ge-krei-ert) und damit ausdrücken wollen, dass man am Beispiel Guttenberg gut beobachten kann, wie unglaublich blöd virtuelle Massenaufläufe sein können. Für mich persönlich trifft die Beschreibung Schwarmdummheit ja pauschal auf das Facebook-Phänomen als Ganzes zu. Warum teilen Menschen auf der ganzen Welt ihren "Freunden" stündlich mit, was sie den ganzen Tag so treiben? Konsequent wäre, dann wenigstens 20 mal am Tag zu posten: "Ich mache nichts, nur Facebook glotzen." Was mich aber wirklich ärgert, ist die Tatsache, dass ich von Menschen, die ich flüchtig kenne, von Facebook generierte E-Mails bekomme, wo bereits im Betreff steht: "Schau dir meine Fotos auf Facebook an - von dir ist bestimmt auch eins dabei." Der große Börsenguru Kostolany hat irgendwann einmal sinngemäß gesagt: Wenn meine Putzfrau anfängt, Aktien zu kaufen, ist es Zeit, aus dem Markt zu gehen. So ähnlich geht es mir mit Facebook.

Ich würde mich da ja schon deshalb nicht anmelden, weil ich dieses impertinente Geduze nicht mag. Apropos. Über das neue Diekmannsche Trojanische Pferd für Pressefreiheit und Meinungsvielfalt und die damit verbundene Problematik einer Stärkung des ohnehin schon bestehenden Medienmonopols in der Region haben ja andere schon genug geschrieben. Ich finde einfach den Namen schon so deppert - Lokalnews. So etwas kommt heraus, wenn man einfach nur nach verfügbaren Domain-Namen googelt. Da habt Ihr aber dann was übersehen - localnachrichten.de (mit c, sic!) ist immer noch frei, AmSunday.de und AtSonntag.de übrigens auch. Warum aber, bitte sehr, duzt Ihr Eure Leser so aufdringlich? (Ich weiß natürlich schon selbst, dass ich gerade "Ihr" schreibe, aber bei mir ist das erstens ein Stilmittel und zweitens ist der Plural im Bairischen gerade noch so erlaubt.) Ihr von Lokalnews sprecht Eure Leser aber konsequent mit Du, Dir, Dich usw. an und das noch inkonsequenter- und lustigerweise im Wechsel groß und klein geschrieben. Also mich nervt das. Obwohl - wenn Ihr weiterhin so spaßige Überschriften wie "Flashmob angekündigt: Nur vier kamen" oder "Malkurse werden immer beliebter" publiziert, die so wunderbar die Befindlichkeit unserer Heimat ausdrücken, schaue ich vielleicht doch ab und zu vorbei.


Nachdem die Passauer Polizei, wie ein prominenter Leserbriefschreiber gestern so treffend bemerkt hat, nicht in der Lage dazu oder willens ist, nächtliche Vandalen und Randalierer, die immer an den gleichen Orten und immer in einem überschaubaren Zeitfenster zuschlagen, dingfest zu machen, haben diesen Job jetzt ambitionierte Damen auf dem Nachhauseweg übernommen. Ein Vorschlag zur Güte: Wenn unsere Polizisten schon nachts ruhen müssen, könnten wir doch ein paar Omas aus den Altersheimen rekrutieren. Die können sowieso nur schlecht schlafen und ein Regenschirm als Waffe reicht für Milchgesichter, die mit Gullideckeln herum schmeissen, allemal.

Was weißt Du Neues?

Deine Kathi

Liebe Kathi!

Schwarmdummheit - sehr schön! Hast Du gelesen, dass in Deutschland massenweise Geigerzähler und Jodtabletten gekauft werden? Drollig finde ich die Angst von Union und FDP vor einer drohenden Hausse der Grünen und die durchschaubaren und leicht peinlich wirkenden Verrenkungen, die nun zu beobachten sind. So hat der sympathischste aller bisherigen bayerischen Ministerpräsidenten noch vor ein paar Monaten getönt, Isar 1 sei sicher und ein Atomausstieg müsse überhaupt gar nicht sein, will jetzt allerdings eine Abschaltung auch weiterer Kernkraftwerke nicht mehr ausschließen. Kennst Du den? Der Kare und der Lugge gehen im Englischen Garten spazieren und treffen den Guttenberg und den Seehofer. Sagt der Kare: "Wo gehst'n Du mit der Liagsau hi?" Sagt der Seehofer: "Das ist Karl-Theodor zu Guttenberg und ein höchstrespektabler Mann, der in der CSU nach wie vor seine politische Heimat hat." Sagt der Lugge: "Wer red't denn mit Dir?"

Der Frankenberger hat übrigens ein neues Autokennzeichen. Statt mit PA-O 2020 (für Oberbürgermeister im Jahr 2020) fährt er jetzt mit PA-B 2035 (angeblich, aber fälschlich für Bundespräsident im Jahr 2035) herum. Abgesehen davon, dass das nur eine Erinnerung an einen Friseurtermin (Kennst Du übrigens die alte Volksweisheit: "99 Bader und ein Notfallseelsorger sind 100 Narrische"?) in 24 Jahren ist, weil er sonst die Haare nicht mehr auf den Rücksitz seines Kleinwagens bringt, haben sich angeblich der Dickl und der Wösner vor der Zulassungsstelle um das frei gewordene Kennzeichen PA-O 2020 geprügelt. Der Waschler indessen hat sich bereits zwei Wunschkennzeichen gesichert: PA-O 2014 und PA-L 2013. Auch begehrt von ganz vielen Stadträten ist das Wunschkennzeichen PA-E 2017, weil sie bei der Ehrenringverleihung im Jahr 2017 erstmalig nach 15 Jahren Stadtrats"tätigkeit" im Mittelpunkt stehen werden. Den Frankenberger fechten jedenfalls solcherlei Trivialitäten nicht an. Bundespräsident könnte und dürfte bei dieser Begabung bestenfalls eine Zwischenetappe sein. Vielleicht zieht er ja eh bald nach Linz. In Österreich gibts auch die geileren Kennzeichen. L - INRI 2 müsste zumindest die letzte Station vor dem großen Endziel sein.

Ein wirklich prominenter Passauer (bzw. Heininger) kommt heute Abend auf TRP1. Er ist gerade dabei, das allerallerallergrößte Puzzle der Welt fertigzustellen und lässt sich bei diesem Mammutprojekt über die Schulter schauen. Kleinere, früher fertiggestellte Werke des Puzzle-Künstlers sind übrigens über Wahlinfo-Passau käuflich zu erwerben - natürlich handsigniert.

Ich möchte nicht schließen, ohne noch einmal auf die Faschingshöhepunkte zu sprechen zu kommen. Nein, ich meine nicht den Aschermittwoch. Die Betrachtung des politischen selben im Fernsehen hat mir schier die Sprache verschlagen. Eine völlig desolate SPD in Vilshofen (komplette Mannschaft austauschen - sofort!) und eine CSU, die, was Charisma und Unterhaltungswert betrifft, ebenfalls völlig am Boden liegt. Symptomatisch war ja schon das Plakat der CSU. Wo man früher Strauß oder Stoiber überlebensgroß (sic!) an den Masten hängen (sic!) sah, gabs dieses Jahr ein Plakat mit einer undefinierbaren Menschenmenge in einem Saal zu bestaunen. Mehr Symbolik geht nicht. Keine Persönlichkeiten, keine Feinde, kein Programm.

Aber wir waren ja bei den Faschingshöhepunkten. Am Weltfrauentag (früher Faschingsdienstag) wurden von der PNP Passanten zu ihrer Meinung zum Passauer Fasching befragt. Da fand sich neben zwei Arbeitssuchenden (52 und 57, sic!) eine 14-Jährige, die es am schönsten "abends in kleinen Bars" findet, weil man sich da nicht kostümieren muss. Genau - und die Kostümierten mit den grünen Mützen sind ja abends, wie bereits dargelegt, nicht mehr unterwegs, weil müde. Beste Voraussetzungen für 14-Jährige und ihre nächtlichen Barbesuche. In Passau kann man ja - dank Ritschie - wenigstens auch drinnen rauchen. Ich war noch nicht mal beim absoluten Top-Faschings-Highlight. Eine Grünen-Politikerin namens Rothe-Beinlich (echt wahr, ich schwörs) hat bei einer Informationsveranstaltung über Frauen und Rechtsextremismus referiert. Ob es eine Gegenveranstaltung zum Thema Frauen und Linksextremismus von Frau Lustig-Bräunlich gab, ist mir allerdings nicht bekannt.

Freundschaft, Amen und Helau!

Dein Tölpel

17 Kommentare:

INRI hat gesagt…

Habe mich kaputt gelacht. Sehr komisch, sehr gut.

Zuckerpüppchen von Tifus hat gesagt…

Ausgezeichnet! Ausgezeichnet! Dafür wird man euch kreuzigen!

Heute kein lustiger Name hat gesagt…

Vielen, vielen Dank! Das Warten hat sich gelohnt. Das toppt sogar den gestrigen Zimmerschied-Leserbrief noch bei weitem. Vor lauter Lachen muß ich nach einem ansonsten beschissenen Tag jetzt nicht mehr die Telefon-Seelsorge anrufen.
A propos. Das mit dem Bundespräsidenten 2035 ist gar nicht schlecht. Wie aus gut unterrichteten Kreisen berichtet wurde, will SF als Übergang zum diesem Amt zuvor 24 Jahre lang die Leitung der Feuerwehr-Seelsorge in der Bundeshauptstadt übernehmen. Sein Einsatzfahrzeug steht schon fest. Und damit die Provinzler da oben gleich von Anfang an kapieren, mit was für einem Kaliber sie es zu tun haben, hat er sich das neue Kennzeichen zugelegt. Die werden vor Ehrfurcht erstarren, wenn PA-B 2035 zum ersten Mal auf den Hof rollt....
Beweis:
http://www.sos-pictures.de/details.php?image_id=18763&mode=search&sessionid=b85v0fbe27oe4vbqhj96b646i5

Die Suizid-Rate in Berlin wird ganz schön nach oben gehen. Was bleibt einem auf dem Fensterbrett in Sprungabsicht Stehenden denn übrig, wenn aus dem Nebenfenster plötzlich ein Feuerwehrhelm mit Rapunzel-langen Haaren hervorschaut und dann auch noch der Wunsch nach einer Beruhigungszigarette verwehrt wird? Springen, oder?!

Königstreuer hat gesagt…

Also das "INRI" wird dem Präse noch Probleme machen. Der Bischof liest ja hier nicht mit (oder doch) aber er hat seine Zuträger. Das wird kritisch, wenn die berüchtigte Hamburger Anwaltskanzlei "Prinz" sich einschaltet.

Anonym hat gesagt…

Wieso? Was hat der Bischof mit der Internationalen Nichtraucher-Initiative zu schaffen (INRI)???

Königstreuer hat gesagt…

Der Bischof ist Nichtraucher manno, was soll der mit so 'ner doofen Initiative. Mit "INRI" wird sein Chef verhahnepiepelt, das ist... na wie sacht man da? Gotteslästerung oder so ähnlich.

Abgefeimter hat gesagt…

Verstehe, die haben auch schon den Chef zur Strecke gebracht und keck noch gleich das Kreuz signiert. Verruchte Bande das!

Anonym hat gesagt…

Um Charly Abelein ist es schade. Der war als Politiker wirklich immer unter den Bürgern und hatte das Ohr ganz nahe an deren Empfindlichkeiten.

Anonym hat gesagt…

Absolut schade. Kein Antragswüterich, aber ein wirklich menschlicher, liebenswerter und vor allem ehrlicher Stadtrat!

Filmbefreier hat gesagt…

Gigantisch!

Kann mir jemand mal den Zimmerschied-Leserbrief schicken respektive hier posten? Hier in Berlin bekommt man ja wirklich nichts mit.

Merci!

Filmbefreier hat gesagt…

Und einen lieben Gruß an Cassiel! ;)

Bitte gerne hat gesagt…

Zum Bericht vom 14. März "Spur der Verwüstung":

Mit zweifelhaftem Vergnügen lese ich immer wieder die
Ratlosigkeitsprotokolle der Passauer Sicherheitsprofis zum Thema
Vandalismus. Zweifelhaft, weil es viele Menschen äußerst unangenehm berührt,
mit Vergnügen, weil es meine Theorie über eine spezifische Passauer
Lernunfähigkeit immer wieder erhärtet. Während die Staatsaufklärer und
Sicherheitsbehörden überall bereits mit Richtmikrofonen und Wanzen in
unseren Schlafzimmern sitzen, neuralgische Stadtteile mit Video überwachen,
per GPS und Satellit Serienkiller orten, geheimste Steuertricks
ausspionieren und Terroristennester ausheben, schafft es die Passauer
Polizei nicht, die immer gleichen Wege von ein paar "Krawallhopperl" aus den
nördlichen Landkreisen zu dechiffrieren. Diese Hilflosigkeit grenzt manchmal
an Aufklärungsverweigerung. Manchmal habe ich sogar den Verdacht, dass es
den Politikern und Beamten vielleicht peinlich sein könnte, ihre Söhne,
Töchter, Neffen, Enkel, Nichten oder sonstige Verwandtschaft in Gewahrsam
nehmen zu müssen. Dabei ist alles so simpel. Jeder jemals davon Betroffene
kann wahrscheinlich auf die Viertelstunde genau die Wege und Zeitpunkte der
Leichnamsprozession voraussagen. Sie arbeiten nicht im Verborgenen. Sie
machen es auf offener Straße. Denn es sind deutsche Vandalen und die halten
sich an die Dienstzeiten. Liebe Polizei, wenn schon die modernen Mittel
nicht euer Ding sind (siehe Katastrophe mit den digitalen Funkgeräten), dann
greift doch auf Bewährtes zurück. Wie wär's denn mit gezielter Präsenz? Die
altgediente Streife? Denn es sind deutsche Vandalen und somit phantasielos.
Oder eine verlässliche, direkte Telefonnummer und zwar nicht zu einem
zeitgeistigen dezentral schicken Polizeicallcenter nach Straubing oder
demnächst vielleicht in Delmenhorst, dessen Mitarbeiter durch Ortsunkenntnis
und Koordinationsschwäche glänzen, die soviel Zeit verschlingt, dass ein
Einsatz hinfällig wird, sondern eine hier in Passau, die im Konfliktfall
sofort erreichbar ist und wo man das Wort Klingergasse nicht achtmal
buchstabieren muss.

Und liebe Vandalen, falls Ihr lesen könnt, tragt doch auch Euren Teil dazu
bei. Gebt doch der Polizei einen kleinen Motivationskick und marschiert
einmal die Nibelungenstraße entlang, am Polizeigebäude vorbei, damit auch
sie spüren, wie es sich anfühlt, aus dem Schlaf gerissen zu werden.

Sigi Zimmerschied, Passau

Filmbefreier hat gesagt…

Herzlichen Dank! Ich habe mich amüsiert. Muss es gleich weiterverbreiten ;)
Beste Grüße in die alte Heimat

wahlinfo-passau hat gesagt…

Schöne Grüße zurück. Man trifft mich bei den Austern im KaDeWe.

Filmbefreier hat gesagt…

den besonders günstigen aus Japan? ;)

Filmbefreier hat gesagt…

Wann bietet ihr denn endlich mal eine Facebook-Implementierung eurer Beiträge an, liebes WIP-Team?

Sowas muss die Welt erfahren!

Anonym hat gesagt…

Ich fands geht so.