Ich habe – wie manch anderer vermutlich auch – einen schönen Leserbrief in der PNP gelesen. Nach Leserbriefschreibermeinung wären die geeignetsten Oberbürgermeister Achim Spechter, Rudi Ramelsberger und Till Hofmann. Ich würde sogar noch weiter gehen: Alle drei sollten OB werden, und zwar roulierend. Spechter im Sommer, der Till im Winter und Ramelsberger im Fasching. Daraus wird aber leider nichts, weil sich zumindest die CSU und die Grünen schon auf einen anderen Kandidaten „verständigt“ haben. Bleibt nur noch der Till, der aber bedauernswerterweise weder Zeit noch Lust noch einen Anzug samt Krawatte haben dürfte.
Somit könnte also Armin Dickl im nächsten Jahr tatsächlich Oberbürgermeister werden, wenn – was ja derzeit zumindest nicht ausgeschlossen ist – die SPD im Juli (oder wann auch immer) Sissi Geyer zur OB-Kandidatin nominiert. Pardon, ich präzisiere: Dickl könnte in diesem Fall zum Oberbürgermeister gewählt (sic!) werden. Ob er dann tatsächlich Oberbürgermeister wird, steht auf einem anderen Blatt, weil ein Passauer Juraprofessor spätestens am Montag nach der Wahl, also am 9. März 2026, diese per Wahleinspruch anfechten wird. Die Begründung wird ca. 1200 Seiten umfassen und bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag auf Facebook veröffentlicht und auf Instagram, Youtube und Tiktok vorgelesen werden. Tenor: Irgendwas ist immer.
Allerdings ist nach heutigem Stand auch ein komplett anderes Szenario möglich. Bei der Listenaufstellung der CSU verweigert Dickl der um- und angeworbenen Christa Tausch den Listenplatz 2. Erzürnt schmiert sie ihm eine, wovon er sich nie mehr erholt. Nachdem Tausch nicht mehr mitmachen darf und sonst irgendwie keiner mag, wird Ramelsberger mit einer Ja-Stimme und 65 Enthaltungen zum neuen OB-Kandidaten der CSU gekürt. Das bringt den bis zu diesem Zeitpunkt eher mittelmotivierten Andreas Dittlmann wieder auf den Plan („Na gut, wenn’s so einfach ist.“) und er erklärt parteifrei und ohne Liste seine OB-Kandidatur. Das Ergebnis ist klar: Auer kommt mit Dittlmann in die Stichwahl, Mangold kommt auf neun Prozent und Ramelsberger auf neun Stimmen.
Nachdem ich es selbst immer wieder nicht glauben kann, habe ich nochmals ChatGPT gefragt. Ja, es stimmt: Passau ist die einzige Stadt in Deutschland mit vier Bürgermeistern. Im europäischen Vergleich haben immerhin London und Paris noch mehr Bürgermeister als Passau. Eine Passauer Spezialsituation ist natürlich, dass die Erika – ganz egal in welcher Fraktion sie sich gerade befindet – lebenslang als Bürgermeisterin gesetzt ist. Sollte Dickl es wider Erwarten nicht zum OB schaffen (woran bestimmt wieder irgendein impertinentes Arschloch [O-Ton Dickl, 2020] schuld wäre), muss er wenigstens einfacher Bürgermeister werden. Außerdem wäre jetzt langsam mal Frau Auer dran. Und der Koopmann und die Reitmeier. Da werden voraussichtlich fünf Bürgermeisterposten nicht reichen, aber auf einen sechsten kommt es dann auch nicht mehr an.
Wird Dittlmann OB, gestaltet sich das Ganze mindestens so schwierig. Für eine funktionierende Gestaltungsmehrheit wird man auch da mit vier Bürgermeistern nicht auskommen. Allerdings will der Dittlmann ja immer sparen, also außer bei der Feuerwehr. Am einfachsten wäre es, wenn alles so bleibt wie es ist. Der Oberjürgen macht einfach weiter, hilfsweise übernimmt einer, der ihm zumindest ein bisschen ähnlich sieht und es gibt keine Aufregungen und Verwerfungen. Die CSU wird dann zwar völlig implodieren, aber daran arbeiten die Protagonisten seit Jahren ja selbst und irgendwie wissen sie es auch. Zumindest einige wissen es. Der Rest weiß es dann spätestens nächstes Jahr im März. Und wenn man Ortner und Haydn in sechs Jahren fragt, ob sie 2032 noch einmal kandidieren werden, kennt heute schon jeder die Antwort. In der nächsten Ausgabe im September verrate ich dann, wer 2026 wirklich OB wird. Ich wünsche einen schönen Vorwahlkampf-Sommer.
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