Freitag, 15. Juli 2022

Culture Change Hub ––– TRIGGERWARNUNG: Der folgende Text könnte Sie nachhaltig traumatisieren!

Über dieses selbst fürs Genre wahnsinnig schlecht gemachte Lied Layla wurde ja jetzt schon viel Unsinn geschrieben. Ich verrate auch gleich zu Beginn, dass es mir völlig egal ist, ob ein paar Besoffene im Bierzelt "Meine Puffmama heißt Layla" singen, allerdings ist eben der Text nicht nur blöd, sondern auch extrem unlustig – da sind 10 nackte Friseusen und eigentlich jedes Lied von Mickie Krause wahre Poesie.

Ich weiß aber nicht, was ich anstrengender finde. Die Begründungen der peinlichen Moralwächter, warum man das Lied nicht spielen darf oder diverse Argumente der Layla-Verteidiger. Die einen vergleichen zum Beispiel Layla mit dem Donaulied (was natürlich überhaupt nicht vergleichbar ist) oder sehen Sexarbeiterinnen (so heißt das heute) diskriminiert, was fast noch blöder ist.

Mit die steilsten Argumente der anderen für das stolze Absingen des Layla-Lieds habe ich – natürlich wieder einmal – in der PNP gefunden. So meint der Kommentator auf Seite 2 der heutigen Ausgabe, dass man sich in Zeiten des Ukraine-Krieges und einer versemmelten Documenta zumindest an solcherlei Liedgut erfreuen dürfen soll. Noch inbrünstiger für Jünger-Hübscher-Geiler-Layla spricht sich Frau L. aus Grafenau in ihrem Leserbrief aus, in dem sie Textausschnitte "seriöser" (sic!) Künstler zitiert, wie zum Beispiel Peter Maffay ("tiefer, tiefer in Dir") oder Wofgang Petry ("komm ich mach den Reißverschluss Dir auf") und daraufhin resümiert, dass die Aufregung nur an dieser doofen Me-too-Phase liegt und in den siebziger Jahren über solche Texte gelacht wurde.

Mir würden übrigens noch viel bessere Textbeispiele von "seriösen" Künstlern wie beispielsweise Frauenarzt ("Spreiz Deine Beine, zeig die F.") einfallen und außerdem könnte ich Frau L. aus Grafenau noch verraten, worüber wir in den achtziger Jahren noch grölend gelacht haben. "Jetzt geh ma über d'Bruck und wieder z'ruck und pack ma d'Negerweiber zamm," ist doch auch lustig, oder? Worüber wir in den vierziger Jahren übrigens noch gelacht haben, will ich hier jetzt gar nicht thematisieren, sonst nässe ich mich ein vor Lachen.

Und jetzt noch einmal in einfacher Sprache für diejenigen, die gestern auf dem Dorffest begeistert bei Layla mit gegrölt haben: Das Lied ist zwar furchtbar dumm und absolut witzfrei, Sie dürfen es aber ohne schlechtes Gewissen singen und dabei den Ukraine-Krieg, die Gaspreise und die Euro-Dollar-Parität vergessen.

Ich war übrigens noch nicht fertig mit Lachen über den Leserbrief von Frau L. aus G., als ich im Feuilleton der PNP (zwinker, zwinker) auf einen Artikel über Nackt- und Sexszenen auf Bühne und in Filmaufnahmen gestoßen bin, der dem begeisterten Leser erklärt hat, dass Schauspieler und vor allem Schauspielerinnen sich nicht mehr nackig ausziehen wollen – zumindest nicht ohne die Aufsicht durch einen Intimacy Coordinator. Das ist ein Beruf, den man neuerdings beim Culture Change Hub (kein Witz, bitte auf den Link klicken) erlernen kann. Wenn sich also zum Beispiel die Hauptdarstellerin bei den Aufnahmen zu "Geile Hausfrauen im Gangbang-Paradies" nicht ausziehen will und auch lieber körperlos drehen möchte, ist es die Aufgabe des Intimacy Coordinators, das zu koordinieren. Schöne neue Culture-Change-Welt.


Hier mal zum Vergleich Qualitäts-Trash




2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich erkenne leider den Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Lied nicht.

wahlinfo-passau hat gesagt…

Das ist schade für Sie.
Ich kann es leider nicht erklären. Das muss man selbst merken.