Donnerstag, 20. Februar 2020

Der gibt keine Ruhe

Teil 5 der PNP-Serie über die Passauer OB-Kandidaten – Heute: Georg Steiner, CSU

Georg Steiner ist ein Störenfried. "Das ging schon in der Schule los", kichert Steiner, "nachdem ich beim Völkerball immer als letzter in die Mannschaft gewählt wurde und als erster ausgeschieden bin, wollte ich zumindest Klassensprecher werden." Als das im ersten Anlauf nicht klappte, erklagte er sich vorm Verwaltungsgericht die Absentenheftführung, weil er nachweisen konnte, dass er als Einziger nie krank war. "Im Jahr drauf war ich dann vorbereitet", erzählt Steiner, "da habe ich kurz vor der Klassensprecherwahl ein Mailing mit Zettelchen unter der Bank organisiert, in der Pause eine Runde Bienenstich ausgegeben, dem Amtsinhaber Rizinusöl in die Caprisonne getan und dann, während der arme Kerl austreten war, die Wahl knapp gewonnen." Steiner schüttelt sich vor Lachen. "Für diese Volte hat mir der Schulleiter meinen ersten Ehrenprofessor verliehen."


Er kann keine Ruhe geben. Steiner hat den Job als Klassensprecher bekommen. Er hat immer jeden Job bekommen, auch wenn das gar kein geplantes Ziel war. Platzanweiser bei den EW, Stadtführer und immer wieder Direktor. „Wenn ich beseelt bin, mache ich alles, vom Handtaschenmodel bis zum Tourismusdirektor. Geld ist dabei keine Motivation – Hauptsache Direktor!“

Anders in der Politik. Da landete Georg Steiner nicht immer auf dem Platz, den er gern gehabt hätte. Das führte ebenfalls zu Veränderung, für ihn und vor allem für seine Gegenspieler. Dass der Passauer CSU 1990 das Amt des Oberbürgermeisters aus den Händen glitt, hatte damals noch nichts mit einem gewissen Gerhard W. zu tun, der erst später sein Scherflein zu legendären Wahlniederlagen beitragen sollte. Viel mehr freilich mit der CSU als Chaostruppe selbst. 

Die Geschichte ist oft erzählt und lange her: Steiner durfte damals bei der CSU nicht für den Stadtrat kandidieren, weil er wieder irgendwo Direktor und seinen "Parteifreunden" schon damals klar war, dass er binnen kürzester Zeit die Partei an sich ziehen und umkrempeln würde. Also gründete er die "Neue Steiner-CSU" (damals Bürgerliste), wurde mit ihr von der Stadtratswahl 1990 ausgeschlossen, erklagte die Wahlwiederholung 1992, zog dabei für die Bürgerliste in den Stadtrat ein und erhielt den zweiten Ehrenprofessor für seine Verdienste um das kommunale Störenfriedtum und zwar summa cum laude.  Wie lange das her ist, zeigt sich daran, dass sich außer Steiner und dem Verfasser dieser Zeilen kein Mensch mehr daran erinnert.

Er ist längst in Frieden zur Partei zurückgekehrt, wurde 2014 mit einem Sprung von Listenplatz 15 auf 9 erneut Stadtrat, diesmal für die CSU, und übernahm später auch den Kreisvorsitz. Da war es dann mit dem Frieden auch schon wieder vorbei. Ob man es als Kalten Krieg bezeichnen kann, was da aktuell in der CSU passiert? "Mei, Kalter Krieg, ich bin im Kalten Krieg aufgewachsen und das war eigentlich eine recht harmonische Zeit im Vergleich..."

„Ich bin kein Berufspolitiker“, stellt Steiner fest. "Ich bin Macher von Beruf. Wenn ich in die Politik gehe, will ich Chef sein. Und wenn es bei der Wahl im März nicht reicht, klage ich den Mangold halt weg. Der ist ja nicht mal Professor. Holm hat da schon eine 700-seitige Klageschrift für den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vorbereitet. Ich bin da sehr zuversichtlich – hat ja immer geklappt."

Georg Steiner ist ein großer Eishockey-Fan: "Keine Ahnung, worum es da geht. Ich habe ja Völkerball schon nicht kapiert. Aber mit Eishockey kann man super den OB ärgern." Er spielt Posaune, gründete in Heining die Bläsergruppe, hat eine Ehrenprofessur in Kirchenmusik. Seine größte Freude ist bis heute seine Handtaschensammlung. Als der Vater für die ostbayerische Stromversorgung nach Passau ging, waren die fünf Steiner-Geschwister Passauer und speziell Heininger geworden. "Ich sag immer: Man bringt den Mann raus aus Heining, aber Heining nicht raus aus dem Mann."


Auf Managementseminaren hat er gehört, dass es wichtig ist, dreimal am Tag "Tschakka" zu rufen. Das glaubt er nicht: "Dschingis Khan hat gesagt: Nicht ewig freut man sich der Ruhe und des Friedens, und doch ist Unglück und Zerstörung nicht das Ende. Wenn das Gras vom Steppenfeuer verbrannt wird, sprießt es im Sommer wieder aufs neue." Steiner blickt mich durch die Brille verschwörerisch an: "Und dieser Mann hatte es nicht nur mit ein paar durchgeknallten Ortsverbänden zu tun."

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr schön geschrieben :-)

Anonym hat gesagt…

Die Serie ist brillant.

Anonym hat gesagt…

Zur Kenntlichkeit entstellt, der Kandidat...

Anonym hat gesagt…

Ein bekennender Heininger als OB-Kandidat. Das war ja schon immer die Erfolgsgarantie für die CSU.