Dienstag, 22. Juli 2008

Ach, man sollte viel öfter...

... um fünf Uhr aufstehen und die PNP lesen. Was man da alles erfährt, wenn man nur mal alles genau liest...

So dürfen wir lesen, dass die langjährige PNP-Redakteurin Cornelia Wohlhüter das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Gratulation. Bemerkenswert dabei ist allerdings, dass der Überreichende, kein Geringerer als Ministerpräsident Beckstein, die Ausgezeichnete folgendermaßen ehrte, sie habe sich "stets für einen verantwortungsbewussten und kritischen, aber positiven Journalismus" eingesetzt. Da würde uns subversive Elemente hier, die wir wohl nie irgendwann mal ein Verdienstkreuz für irgendwas bekommen werden, schon interessieren, was unser fränkischer Exekutiv-Chef für ein Journalismusbild hat, bzw. was denn dann negativer Journalismus ist. Wenn man z.B. mal schreibt, dass die CSU nicht alles immer total super macht, ist das dann schon negativer Journalismus? Oder ist einfach alles das negativer Journalismus, was nicht in das frömmlerisch-verlogene Weltbild unseres fränkischen Besatzers passt? Ihr habt es auf jeden Fall wieder mal schwarz auf weiß, PNP, Ihr seid positiver Journalismus. Gratulation!

Auch stark: Der Intendant dieser ganz berühmten Passauer Festspiele, Freiherr von Freibier, pardon: Dr. Freibier, bleibt den bis an die tschechische Grenze und teilweise bis über Osterhofen hinaus bekannten Festspielen erhalten und zwar bis 2011. Der Intendant, dessen Selbstverständnis sich vorwiegend auf eine überaus putzige Selbstwahrnehmung gründet, hatte vor vielen Jahren noch ganz gefällig angefangen und alle Passauer verkleidet durch die Stadt geschickt und große bemalte Fische schwimmen lassen. In den letzten Jahren allerdings haben sich die überaus berühmten Festspiele eher zu Gotteslob-Festspielen entwickelt und nun hat man den Intendanten gerade noch rechtzeitig entsorgt, der zukünftig, wie wir aus informierten Kreisen erfuhren, "irgendwas mit Opus Dei, Exorzismus und Musik" machen will. Künstlerischer Leiter der Festspiele wird 2011 Bischof Schraml.

Auch für uns Kultur-Prekarier wird alles immer noch besser. Die ECE-Mieter, auch dies erfährt man heute, fahren nämlich "zweigleisig". Das hat den unschätzbaren Vorteil, dass man zukünftig im dm-Markt Fußgängerzone Kondome und anschließend im dm-Markt Lochblech-BILKA Vaseline kaufen kann, wenn man sich für beides gleichzeitig vor der Kassiererin schämen würde. Oder man klaut irgendeinen Billigfetzen bei Pimkie Fuzo und tauscht es bei Pimkie BILKA einfach um. Schöne neue Welt. By the way, wie wir weit Herumgekommenen gerne sagen, oder auch einfach btw: Wir sind ja schon gespannt, wann die Namen der Filialisten veröffentlicht werden, deretwegen dann die ganzen vielen neuen Kunden ins neue Lochblech-BILKA kommen sollen. Weil wegen Deichmann oder Takko kommen wohl nicht mal die Hauzenberger.

Das war negativer Journalismus, guten Morgen! (prä)

Noch mehr negativen Journalismus gibt es hier.

5 Kommentare:

cassiel hat gesagt…

Sehr geehrte Frau Kickum,
sehr geehrter Herr Rücker,
sehr geehrter Herr Karl,

vielleicht ist es an der Zeit einmal Klartext zu reden. Muß ich immer alles machen? Die Stadt Passau und ihre Bewohner sind also wieder einmal angeschmiert worden. Da geisterten im Vorfeld Namen wie Peek und Cloppenburg, Garhammer und und und durch die Gegend und jetzt haben wir eine Betonkiste in die die bekannten Filialisten einziehen, die es sich leisten können. Das war doch eigentlich vorher klar; also bitte keine Beschwerden jetzt. Und die meisten von Ihnen werden, wenn sie den Vertrag in der Fußgängerzone erfüllt haben, ihre Filialen dort schließen. Frau Kickum, so viele Interessenten für die 1A-Lagen in der Ludwigstraße kann es gar nicht geben, die hätten dann nämlich schon die Betonkiste voll gemacht. Das Schönreden hilft nun auch nicht mehr.

Der ECE-Vertreter Schuller redete damals in dem BR-Film von Attraktivitätssteigerung und und und... Das war doch alles (mit Verlaub) Gesülze. So wie die vollmundigen Ankündigungen vom Kulturkaufhaus der KVV.

Wissen Sie, Herr Rücker, daß Sie schon jetzt mit der kühnen Forderung: die Innenstadt dürfe nicht ausbluten, an die Öffentlichkeit gehen... Da gruatuliere ich doch herzlich zu dieser Erkenntnis. Das hätten Sie aber schon 2004 in den Zeiten des Bürgerbegehrens erkennen können... aber da haben alle lieber auf Albert Z., die ECE und das ominöse GfK-Gutachten gehört...

Andererseits ist es ja aber auch gar nicht schlimm. Sollte die Stadtgalerie nicht funktionieren, dann machen wir eben ein Eisstadion in die Betonkiste. Bestimmte Resourcen werden ja in Städten redundant vorgehalten... ;-)

Nix für ungut!

c.

Anonym hat gesagt…

Übrigens:
Habe gerade erst wieder gelesen, dass schon die Spanische Inquisition von bildender Kunst und Literatur einen „positiven und konstruktiven Beitrag“ erwartet hat - schön, wenn man sich so nahtlos in die abendländische Kulturgeschichte einfügt.
Außerdem:
Selbst die Fische-auf-der-Donau-alle-in-wahnsinnig-
originellen-Kostümen-Nummer hat sich der Punk-Ratz nicht selber ausgedacht, sondern das Konzept einer Münchner Agentur verhackstückt.
Und, weil’s so schön ist – btw:
Eine ganzes, volles, komplettes Jahr wollen manche Läden ab dem 10.09. zweigleisig fahren – und was passiert dann am 11. September 2009? Komplettschließung der FuZo? Rest-Pimpkiesierung der freien Flächen? Oder einfach zwei Jets rein und Ruhe im Karton?

Ho, ho, ho!

wahlinfo-passau hat gesagt…

Vielleicht gibts ja Hilfe vom Himmel an 9/11/9?

Anonym hat gesagt…

Nicht so negativ, die Damen und Herren, die ganz große positive Überraschung geht doch laut Frau Kickum noch ab. Hey, es bleiben ja noch sieben Ladenflächen offen. Da kommt bestimmt eine Außenstelle von Guggenheim rein. Ach nein, stopp, das ist ja Kultur. Also doch noch ein H&M. Und das große angekündigte "Lebensmittelgeschäft" ist vermutlich ein - Burger King?

cassiel hat gesagt…

Na dann werden die Menschen aus dem Umland nur so einfallen in Passau...

Wir erinnern uns? Laut GfK-Gutachten werden so 487.000 Menschen aus dem Umland kommen und konsumieren (nur für das Tanken vor dem Heimfahren reicht es dann leider nicht mehr - also eröffnen wir noch schnell einen Campingplatz auf der Piazetta, das tut nun optisch auch nicht mehr weh als die derzeitige ästhetische Vollkatastrophe dort).