Donnerstag, 5. Januar 2017

Im Weihnachts-Circus, Teil 2

Ein Wohltäter: Habe die Ehre, Herr Oberbürgermeister. Haben Sie schon für unser neues Hilfsprojekt gespendet? Und Sie, Frau Bürgermeisterin, Sie dürfen gerne auch.

Der Ober: Ich hab schon so viel gespendet in dem Jahr. Um was gehts denn schon wieder? Flüchtlinge, Tierheim, arme Kinder?

Ein Wohltäter: Eher letzteres.

Der Ober: Geh zua. Kinderklinik schon wieder? Jeden Tag steht wer in der Zeitung, der für die Kinderklinik spendet. Man könnt' meinen, ohne Spenden täten die armen Kinder erfrieren und verhungern. Das ist ja wie in einem Vierte-Welt-Land.

Ein Wohltäter: Nix Kinderklinik. Es geht um ein tragisches Einzelschicksal. Der Bub von meiner Nachbarin hat ein ganz seltenes Syndrom. Er spricht fast nicht und wirft mit Steinen auf Tiere. Irgendwas Autistisches. Sein Arzt sieht aber gute Chancen mit einer Erlebnis-Therapie.

D'Erika: A Delfintherapie, oder? Da habts doch schon mal gesammelt.

Ein Wohltäter: Eben. Delfintherapie ist durch. Ausgelutscht. Viel spektakulärer.

Der Ober: A Weltraumflug?

Ein Wohltäter: Ja.

D'Erika: Was?

Ein Wohltäter: Ein Weltraumflug. Der Arzt meint, das täte ihn heilen.

Der Ober: Aha. Und des moanst jetzt ernst?

Ein Wohltäter: Absolut.

Der Ober: Kostet?

Ein Wohltäter: Es gibt jetzt einen Anbieter, der verlangt bloß noch zwei Millionen.

Der General: Einfach oder hin und zurück? Ha ha ha, sehr gut.

Der Ober: Du willst mir nicht erzählen, dass Ihr für den Weltraumflug von einem Buben zwei Millionen einsammelt, mit denen man Hunderten helfen könnte.

Ein Wohltäter: Schauns her. Wenn ich für die Förderschule oder die Kinderklinik sammle, komm ich in "Personen und Notizen". Wenn ich für eine Delfintherapie sammle, krieg ich einen großen Artikel auf der ersten Seite im Lokalteil. Und mit dem Weltraumflug komm ich in die Bildzeitung.

Der General: Gar nicht blöd. Da habens zwanzig Euro.

Ein Wohltäter: Ab 50 kriegen Sie Sie Goldstatus und kommen mit Foto auf unsere Homepage.

Mangold: Hier sind 50 Euro.

Der Ober: Glaubst, des is a Solar-Raumschiff, Urban?

Der Wohltäter: Vergelts Gott und einen schönen Abend noch.

Der Ober: Leute gibts. Jetzt fehlt mir bloß noch die Frau Tschärity.

Der General: Die ist ausgebremst. Große Persönlichkeiten scheitern oft an trivialen Dingen. Al Capone z.B. an der Steuer, Frau Tschärity an der Gema.

Steiner: Woran wird denn der Herr Oberbürgermeister einmal scheitern? An der Brückenlösung, die er nicht will, an der Nordumfahrung, die er nicht will, am Konzerthaus, das er nicht will oder an allem auf einmal, das er alles nicht will?

Der General: Silvester feiern dürfen die Leute jetzt auch nicht mehr. Abstrakte Terrorgefahr. Ha ha ha, sehr gut.

Der Ober: Jetzt passts mal auf, Ihr zwei Zirkusclowns. Ihr zwei tragts Eure Profilneurosen rum und ich trag die Verantwortung. Der Passauer will kein Konzerthaus und eine Nordtangente schon zweimal nicht. Und auf einer Brücke in Achleiten fahren dann die Esternberger nach Salzweg und die Grubweger nach Freinberg. Super.

Mangold: Ihr seids ja nur neidisch, weil wir Bürgermeister sind und Ihr nicht.

Der General: Ha ha ha, sehr gut. Neidisch auf einen Hilfsbürgermeister von einer Heulsusen-Partei, die außerhalb Passaus keiner mehr kennt. 

Unbekannter: Entschuldigung, darf ich mal was sagen?

Der Ober: Wer sind denn Sie?

Unbekannter: Ich bin der Wähler. Vor drei Jahren war Wahlkampf und in drei Jahren ist wieder Wahlkampf. Da wurde und wird dann wieder über fantastische Konzepte für Verkehr, Stadtentwicklung, Kongresse und Seilbahnen fabuliert und nach der Wahl ist wieder alles vergessen. 

Mangold: Ich wollt noch nie eine Seilbahn.

Unbekannter: Ja, aber sonst fast alle. Und jetzt? Vergessen. Am Domplatz stehen immer noch Autos statt Cafétische, die Fußgängerzone wird immer trister und wenn einer das Wort Tunnel sagt, dann heißt es: viel zu teuer. Nachhaltigerer Tourismus, Kongressstadt Passau, ein Konzept für mehr Fahrradfreundlichkeit, Belebung der Flussufer und so weiter – das wird alles in drei Jahren wieder diskutiert und zwar genau bis zum Wahlsonntag. Dann kommt alles wieder in die Schublade.

Der General: Wisst's, was das Gute ist? Die meisten Wähler vergessen auch sehr schnell.

Mangold: Ja, sonst wäre die CSU nicht an der Regierung in Bayern.

Unbekannter: Ich vergesse es nicht. Und ich erinnere Euch in drei Jahren wieder.

Der Ober: Ruhe jetzt. Ich möcht die Seehunde sehen.

D'Erika: Seelöwen.

Unbekannter: Na, dann. 






10 Kommentare:

Königstreuer hat gesagt…

Sorry, ich muss jetzt wieder lästig werden.
Wo bleibt der Waschler? geht der nicht in den Zirkus?
Ist der auf der Politbühne Passau abgeschrieben?
Wurde der kaltgestellt?

So kann man eine Karriere vernichten, werte Freunde!
Ich meine das bitterernst.

Der Waschler war schon da, da schiss der General noch in die Windeln. So einen Hochkaräter negiert Ihr!
Der hat doch zu allen Themen was zu sagen.

Ich bin enttäuscht, tief enttäuscht!

PNP-Leser hat gesagt…

Ich bin nicht enttäuscht, im Gegenteil.

Königstreuer hat gesagt…

Tja, lieber PNP Leser, man kann auch mit weniger zufrieden sein. Das ehrt Sie.
Eines verstehe ich nicht.
Was ist das Gegenteil von "nicht enttäuscht"?

Stimmt, ist Klugscheisserei, aber die muss auch mal sein.

Cromwell hat gesagt…

Dito.

Anonym hat gesagt…

Der Waschler hat in dieser Satire genau den ihm angemessenen Platz erhalten.

Königstreuer hat gesagt…

Ach, das war Satire? Ja dann!
Ihr mögt den Waschler nicht, so sieht es aus.
Dabei trägt er immer so fesche Trachtenjanker.
In der PNP ist er jede Woche mindestens mit einem Bild präsent.
Da könnt Ihr Euch ein Beispiel dran nehmen. Wir sollten uns glücklich schätzen solche Politiker zu haben. (Sorry, jetzt musste ich selbst schmunzeln)
Es mag ja sein, dass der Steiner rein optisch besser ausschaut.
Aber sicher nur äusserlich.

Anonym hat gesagt…

Und der Waschler ist ein fast ordentlicher Professor.

Cromwell hat gesagt…

Lakonik ist manchmal nicht gut. Mein "Dito" bezog sich auf den PNP-Leser. Weil ich auch das Gegenteil von enttäuscht war, d.h. amüsiert ob der Satire.

Königstreuer hat gesagt…

Lakonik ist manchmal die beste Antwort auf ein nerviges Geschwätz!

Wobei wir wieder beim Waschler sind. Ich will mich ja nicht gerade als Fan von ihm outen, aber mögen tu ich ihn schon. Er kommt immer so adrett in seinem Trachtenjanker daher. Müsst Ihr doch zugeben, auch wenn ihr ihn nicht mögt!" Das ist übrigens auch der einzige Grund, warum ich die PNP noch nicht gekündigt habe.
Sie bringen in regelmäßigen Abständen ein Bild von ihm.

Ich vertraue immer noch der Güte und Fürsorge des Präsidenten. Ich bin davon überzeugt, im nächsten Pamphlet wird der Waschler eine wichtige Rolle spielen.

Es könnte ja mal wichtig werden seine Nähe zu suchen. Ich meine nicht die Nähe zum Präsidenten sondern die zum Waschler. Der wird noch Karriere machen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Wenn ein Rotzlöffel General werden kann, dann müsste so ein Schwergewicht wie Waschler mindestes Ministerpräsident werden können. Mindestens! Einen Monarchen sieht ja unsere bayerische Verfassung leider nicht mehr vor.

PnP-Leser hat gesagt…

Heute auf Wochenblatt Online:
Panne
Formfehler: Alkhohl-Verbot am Hauptbahnhof wird verschoben
Herrgott schau runter, dass du es selber siehst!!!