Montag, 10. August 2009

Reingehört und abgekotzt

Edit: [11.08.] Ein Anruf vom behandelnden Arzt des Präsidenten: Die eingebettete Version des Knallers von Chriss D. möge doch bitte entfernt werden. Der Heilungserfolg ist gefährdet. Für die Hartgesottenen gibt es in den Kommentaren zu diesem Beitrag einen Link zur Website. C.

Lieber Tölpel!

Wir haben schon wieder einen Tausendsassa in Passau. Meint zumindest die AmSonntag. Und zwar einen Mann mit dem schönen Namen Chrissi Dietachmair. Der sieht auf dem Foto in der Zeitung aus wie ein Spanferkel, ist aber eigentlich eher ein vielseitiges Multitalent (AS). Hauptberuflich betreibt der Mann die Cellulite-meets-Bierbauch-Pinte Bienenkorb, über den er vor ein paar Jahren mal sagte, dass keine Ausländer reindürften, weil sie nicht zum Publikum passen. Mit seiner Hin-und-mit-Kneipe ist er (Tausendsassa!) aber scheinbar unterfordert und deshalb hat er der Stadt mal eben eine Passau-Hymne geschrieben. Wahrscheinlich hat er sich gedacht, wenn solche Vollkoffer wie der Silbereisen im Business Erfolg haben, dann kann das nicht so schwer sein. Stimmt wohl schlimmerweise sogar. Auch wenn der Text unsagbar blöd ist und auch etwas holprig - nachdem man hier auf jeden Kasper schnell mal stolz ist, steht zu befürchten, dass das Ding irgendwann und irgendwo mal aufgeführt wird. Ich muss Dir unbedingt mal den Refrain abtippen:

Passau, ja Passau ist die Dreiflüssestadt,
und hier lebt jeder gerne, in der Stadt, die alles hat.
Hier kann man nicht nur studieren,
auch Schiffe legen hier an,
in Passau braut man ein Bier, so gut wie's keiner kann.

Kannst Du Dir vorstellen, wie bei offiziellen Anlässen der Oberbürgermeister und die Stadträte diesen Unsinn mitsingen? Ich glaube, z.B. im Klinikum singt man das Machwerk dann besonders gerne. Nach dem dritten Bier vielleicht auch mit folgendem Text:

Passau, ja Passau ist die Dreidienstwagenstadt,
und hier lebt jeder gerne, der einen solchen hat.
Hier kann man nicht nur regieren,
im Big Ben geht man richtig ran,
in Passau brauen viele ihr Süppchen, werden reich und die Stadt wird arm.

Du bist doch auch ein großer Dichter. Fällt Dir nicht auch noch eine Strophe ein, fragt Dich gespannt
Deine Kathi

Liebe Kathi!

Ich finde ja den Teil besonders schön:

Wenn der Frühling einzieht mit dem Monat Mai,
ist die ganze Familie bei der Dult dabei,
in Tracht kommt Jung und Alt zu unserm Fest
und der September noch mal die Krüge klingen lässt.

Und ich habe mich auch gleich an eine Juni-Fortsetzung gemacht:

Und wenn der Sommer kommt im Monat Juni,
dann liegen die Mädels auf der Wiese bei der Uni.
Aber weil die mich alten Sack nicht packen,
muss ich in' Bienenkorb zu den verbrauchten Schabracken.

Schön gell? Ich glaube ja, dass das Lied ein derartiger Erfolg wird, dass es irgendwann bei den Europäischen Wochen aufgeführt wird. Die Netrebko singt und die Halser Blaskapelle begleitet. Der Dietachmair könnte ja Intendant werden. Ich habe schon eine Vision vom EW-Motto 2011: Sex and Pils and Tralala. Und sein Künstlername Chrissi della Rosa passt zwar eher zum CSD, aber Freiherr von Freibier war ja auch etwas schräg - also nur vom Namen her. Wer wird da jetzt eigentlich was bei den EW? Ich habe ja einen Verdacht, aber ich sags nicht.

Und noch einen Verdacht habe ich. Nämlich den, dass dieser bescheuerte (sic!) Kreisverkehr den Bürgern langsam ziemlich auf die Nerven geht. Mir ist das doch völlig scheißegal, ob man jetzt einen Kreisverkehr an der Neuburgerstraße oder in Heining baut. Da gibt es doch andere Themen, über die man streiten kann. Da gibts den Gevatter, da gibts drei Dienstwägen im Klinikum und es gibt jetzt endlich Flatrate-Sex im Club Casanova. Und dann soll ein Kreisverkehr das Sommerloch-Thema werden? Wirklich nicht!

Ich habe ja bei meiner Recherche zum beginnenden Wahlkampf was wirklich interessantes gefunden. Es gibt hier anscheinend eine Bundestagsabgeordnete namens Jella Teuchner. Und diese Dame wurde gefragt, wie sie ihren Urlaub verbringt. Antwort: "Ich bin mitten im Wahlkampf, da ist an Urlaub gar nicht zu denken. Es vergeht kein Tag ohne etliche Termine. Und auch nach dem 27. September geht es ohne Pause weiter, weil sofort die Sitzungen in Berlin beginnen." Uiuiui, gleich etliche Termine... Das muss ja ein ganz schöner Stress sein, so ein Wahlkampf. Gibts eigentlich in Berlin auch immer etliche Termine? Also solche, wo man dann auch so richtig zuhören muss, was die anderen für schlaues Zeugs erzählen. Und muss man dann auch abstimmen über das ganze komplizierte Zeugs? Und blickt man da nach 15 Jahren eigentlich richtig durch, wie das läuft mit dieser Politik und so? Und -letzte Frage- hat man da eigentlich das Gefühl, dass einen die anderen in Berlin auch wirklich brauchen oder denkt man sich eher, die könnten das auch ganz gut ohne mich?

Das war die letzte Sommerloch-Ausgabe. Nächste Woche geht hoffentlich der Wahlkampf los.

Hier lebt jeder gerne, in der Stadt, die alles hat. Danke, Passau, danke.
Euer Tölpel della Rosa

23 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Dichter, der Dichter, der kriegt eins auf die Lichter! ;-)

cassiel hat gesagt…

Und um die Ergriffenheit unserer Leserinnen und Leser zu steigern...

Hier gibt es den zukünftigen Chartbreaker als Hörprobe.

Wahlinfo-Passau lehnt übrigens jede Verantwortung für Folge- und Spätschäden ab!

Anonym hat gesagt…

Und warum machen die Sponsoren bei derartigen Machwerken mit?

Antaia hat gesagt…

Herr Präsident,
heute haben Sie sich ja selbst übertroffen. Das Lied ist wirklich allerschlimmste Körperverletzung und der Humtatastil würde auch eher nach Oberbayern, anstatt nach Passau passen. Zum schwachsinnigen Text mag ich gar keinen Kommentar abgeben, der spricht für sich selbst. Ihre dichterische Schöpfung würde mir bei weitem besser gefallen.(-:

Fabrizius hat gesagt…

Das es so schlimm ist konnte ich nicht ahnen. Die haben doch alle einen an der Waffel. Wenn dieser Schwachsinn auf der Dult rauf und runter gespielt wird, dann werde ich zum Dultverweigerer.

Jweinert hat gesagt…

Mobbing. Immer wenn ich wahlinfo aufrufe, dann zucke ich zusammen (und meine Arbeitskollegen). Automatisch startet diese unsägliche Sounddatei. Ich habe es auch nicht ganz anhören können(wollen). Das geb ich mir erst heute Abend bei einem Bier. Damit das schlechtes Gefühl runterschlucken kann.
Wie gesagt: Wir sollten lieber gemeinsam ein neues Lied schreiben und aufnehmen. :-)) Über Skype treffen wir uns und brüllen unsere Hymne. Da brauchen wir vorher auch nichts texten. Weils auch spontan schon besser wäre.

Anonym hat gesagt…

@Jweinert

Da muss man schon mehr als ein Bier saufen, um diesen Schwachsinn ertragen zu können.
Wie hält sowas der Blogbetreiber aus?

cassiel hat gesagt…

Wie hält sowas der Blogbetreiber aus?

Der hat sich schon abgesetzt.

jweinert hat gesagt…

Allerdings. Ich weiß überhaupt nicht, ob mir ein Bier genügen wird. Weil ich es noch nicht zu Ende gehört habe. Die ersten 5 Sekunden haben ausgereicht.

Antaia hat gesagt…

Irgendwie hat mich das Machwerk an das Kufsteinlied erinnert. Jetzt lese ich bei Medien-Denk, dass das Lied schon 36 jahre alt ist.
So klingt es auch!

http://www.mediendenk.com/index.php?AID=0000020015

jweinert hat gesagt…

Solange es kein off. Lied der Stadt Passau ist ... müsste man ja auch sonst öffentlich ausschreiben, oder?

Ich habe es angehört. Es ist ... es ist ... ich finde keine Worte
Wie kann man nur?

Anonym hat gesagt…

Das Rosa-Lied ist nicht 36 Jahre alt. Der Hubsi weist nur drauf hin, dass es nicht das erste Passau-Lied ist, sondern dass es eben schon viel früher eine Komposition gab (ob das jetzt auch eine Komposition ist oder nur ein Konglomerat, sei dahingestellt), die offiziell zum Passaulied erklärt wurde.

Anonym hat gesagt…

PNP, 11.08.09

Hauptstadt der
Bierdimpfeln

Von Michael Koch

Der neue „Dreiflüsse-Walzer“ wurde durch ein kleines Missverständnis irrtümlich als erstes Passau-Lied überhaupt verkauft. Gesungen ausgerechnet von einem Österreicher, was bei den Kritikern weit größeres Gewicht zu haben scheint.
Doch das ist beides vollkommen egal. Entscheidend ist die Qualität, mit der die Vorzüge Passaus künftig zu Gehör gebracht werden sollen. Und da stellt es dem Normalverbraucher die Nackenhaare auf. Gesungen wird das Ganze von einem nach eigenen Angaben ausgebildeten Tenor. Die Ausbildung muss lange zurück liegen.
Der Text ist noch schlimmer, gelinde gesagt eine Katastrophe. O-Ton: „Wenn der Frühling einzieht mit dem Monat Mai, ist die ganze Familie bei der Dult dabei, in Tracht kommt Jung und Alt zu unserm Fest, und der September noch mal die Krüge klingen lässt.“
Sogar der Politische Aschermittwoch wird als größter Stammtisch gepriesen. Passau kommt daher wie die Hauptstadt der Bierdimpfeln. Dass dies im Rathaus auch noch Unterstützung fand, ist furchtbarer als das Lied.

Antaia hat gesagt…

Wie es scheint wird alle paar Jahre ein neues Passau-Lied "offiziell erklärt". Kann es sein, dass Passau ein Identitätsproblem hat?

hörsturz hat gesagt…

Bitte unbedingt den automatischen Songstart entfernen! Dieser unerträgliche Kack quält meine Ohren bei jedem Browserstart. Bitte, Herr Hasenöhrl, haben Sie Erbarmen!!! BITTEEEEEE!!!!!!!

cassiel hat gesagt…

Der Präsident ist (wie ich gerade erfahren habe) in einer Spezialklinik in Norwegen. Nein, es geht im gut (nur hält er sich noch immer beide Ohren zu).

Ich kann den Beitrag des Präsidenten jetzt nicht eigenmächtig ändern.

Sorry.

;-)

Anonym hat gesagt…

Ihhhhhh. Da frage ich mich, was dem Ruf in Passau mehr schadet: Ständig als "braune" Stadt in den Medien zu stehen oder mit diesem Lied.

Anonym hat gesagt…

JETZT Protest-Mails schreiben:
ob-buero@passau.de

Anonym hat gesagt…

Das hat hier nichst mehr mit Satiere zu tun wenn man sich so verächtlihc über andere Künstler äußert. Diese Aroganz kann mal ganz schön ins Auge gehen.

wahlinfo-passau hat gesagt…

Stimmt. Das hat fast schon nichts mehr mit Künstlern zu tun. Noch nicht mal mehr mit Tieren oder SA-Tieren.

Anonym hat gesagt…

Achtung. Satier = seltenes Säugetier; Vorkommen: Untere Bildungsschicht.
Satier geht hauptsächlich ins Auge

jweinert hat gesagt…

Jetzt habt ihr ja endlich die Sounddatei entfernt! Danke.

Hemingway sagte es mal sehr treffend: "Der erste Versuch ist immer scheiße"

Anonym hat gesagt…

Es ist immer leicht einen Menschen nieder zu machen. Hier sollte ersteinmal jeder das leisten u vollbringen was der BK-Chef vollbracht hat.
Ich finde nur wenn man "besser" ist sollte man solche Kritiken abgeben.